Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 273.jpg

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1. In der Lysistrata des Aristophanes fängt der Chor der Greise damit an „ich will euch ein Märchen (μῦϑον) erzählen“, und dann wird von Melanion erzählt, der die Frauen nicht geliebt sondern auf den Bergen nur an der Jagd seine Lust gehabt habe. In der Gegenstrophe der Weiber, wo der Ausdruck sich wiederholt, wird die Geschichte von dem Menschenhasser Timon erzählt.
2. Strabo 1, 2. (p. 51 ed. Siebenkees). Wir erzählen den Kindern liebliche Märchen zur Ermunterung (τοῖς τε γὰρ παισὶ προςφέρομεν τους μῦϑους εἰς προτροπήν): aber um sie abzuhalten schreckliche, wie jene von der Lamia, der Gorgone, von Ephialtes und Mormolyk[1].
3. Plutarch im Theseus. Bei dem Fest Oschophoria wurden allerlei Märchen (μῦϑοι) erzählt, weil jene Mütter dergleichen ihren (nach Creta durch das Los bestimmten) Kindern vor der Abreise erzählten, um ihnen Muth zu machen.
4. Quinctilianus (Instit. 1, 9).

Igitur Aesopi fabellas quae fabulis nutricularum proxime succedunt, narrare sermone puro et nihil se supra modum extollente … condiscant.

5. Apulejus (Metamorph. IV).

sed ego te narrationibus lepidis anilibusque fabulis protinus evocabo.


  1. Lamia eine Frau welche Kinder fraß. Gorgone eine Frau mit Schlangenhaaren, ehernen Händen und Zähnen, so groß wie Eberhauer; ihr Anblick tödtete und versteinerte. Ephialtes ein himmelstürmender Riese der den Ossa auf den Olymp, den Pelion auf den Ossa setzte. Die Mormolyken sind Geister und Gespenster.
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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Göttingen 1850, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_273.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)