Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 286.jpg

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läßt. Das Buch kam deshalb zu Rom 1605 in das Verzeichnis der verbotenen Schriften, und anderwärts ward eine abgekürzte und gereinigte Ausgabe veranstaltet. Von jenem Schmutz sind indessen die Märchen ziemlich frei, wie sie ohnehin den besten Theil des ganzen Werks ausmachen. Straparola hat sie, wie es in der Vorrede zu dem zweiten Bande (vor der 6ten Nacht) heißt „aus dem Munde zehn junger Fräulein aufgenommen“ und ausdrücklich erklärt daß sie nicht sein Eigenthum seien. Die besten literarischen Nachweisungen liefert eine deutsche Übersetzung (Die Nächte des Straparola von Caravaggio Wien 1791. 8. zwei Theile), in deren Vorrede nemlich eine Abhandlung über Straparola aus dem handschriftlichen Nachlasse des gelehrten Mazzuchelli zur Fortsetzung seines großen Werks ist abgedruckt worden; zugleich findet man daselbst, was Quadrio in seiner Geschichte der Poesie und andere über ihn sagen. Wegen der Ausgaben und Übersetzungen ist nachzusehen Bartol. Gamba delle novelle italiane in prosa bibliografia (Florenz 1835) S. 160 folg. und Eberts bibliogr. Lexikon. 2, 847. Wahrscheinlich gab es im 16. Jahrh. von Straparola eine deutsche Übersetzung, da Fischart im Gargantua S. 7 „des Straparola Histoiren“ anführt. Einer solchen von 1679. 8 gedenkt Bretschneider in der Ankündigung einer neuen Ausgabe des Gargantua. Einen Auszug von den Märchen zu geben, ist unnöthig, da sie durch eine gute, jene, ohnehin nur die sechs ersten Nächte enthaltende Wiener weit hinter sich lassende Übersetzung mit fleißigen und schätzbaren Anmerkungen von Friedr. Wilh. Val. Schmidt (Märchen-Saal. Erster Band. Berlin 1817) sind zugänglich gemacht worden. Schade, daß er eine castrierte Ausgabe (Venedig 1608), ohne dies zu wissen, gebraucht hat. Wir begnügen uns also damit, die Märchen in der Ordnung des Originals, die Schmidt nicht beachtet, anzuführen und blos die bei ihm fehlenden im Auszuge mitzutheilen. Wir haben die vollständige Ausgabe (Venedig 1573) vor uns und eine franz. Übersetzung (Lion 1611, von Mazzuchelli nicht gekannt), die damit übereinstimmt und insoweit noch vollständiger ist als bei ihr die kurze Vorrede zu dem zweiten Bande nicht fehlt.

I, 1. Die drei Verbote des Vaters. Schmidt S. 70.
2. Der Gauner. Er löst drei Aufgaben. Zuerst stiehlt er dem Probst das Bett, auf dem er liegt. Dann führt er das Pferd weg, auf dem der Stallknecht sitzt, ohne daß es dieser merkt.
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_286.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)