Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 299.jpg

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14. Der Ritter heißt seinen Diener sich niederlegen, mißt ihn von Kopf bis zu Fuß und antwortet dann „sieben Fuß in die Länge, einen halben Fuß in die Breite haben die vier Elemente, die sämmtlich im Menschen vereinigt sind“. Zum zweiten was den Wind von Norden her verändere. Er streut seinem wüthenden Pferd ein Pulver in die Nüstern, wovon es gesund wird, richtet ihm dann seinen schnaubenden Kopf nach Osten und sagt „die Luft ist verändert nach Osten, denn das Leben des Thiers besteht im Athem“. Zum dritten soll er glühende Kohlen, ohne sich zu brennen, in seiner Brust auf dem Fleisch tragen. Dies vollbringt er und kann es, weil er einen Stein bei sich trägt, der die Kraft hat gegen jede Einwirkung des Wassers und Feuers zu schützen. Worauf er die Königstochter erhält. Cap. 70. hier nach der Wiener Handschrift Bl. 249.

Eine andere, zwar verschiedene, aber auf ähnlicher Grundlage beruhende Erzählung gewähren die in England überarbeiteten und mit neuen Stücken ausgestatteten Gesta Romanorum, die in Gräßes Übersetzung S. 230. 231 mitgetheilt wird. Der Kaiser Andronicus legt einem unschuldig angeklagten Ritter drei verfängliche Fragen vor, die er bei Todesstrafe genau beantworten soll. 1. „Wie weit ist es vom Himmel bis zur Hölle?“ „So weit wie von einem Seufzer bis zum Herzen zurück“. „Wie tief die See?“ „Einen Steinwurf“. 3. „Wie viele Flaschen Salzwasser sind in der See?“ „Gib erst die Zahl der Flaschen mit Süßwasser an, so will ich jene sagen“. Der Ritter soll noch Erläuterungen seiner Antworten geben. Er sagt 1. „ein Seufzer kommt aus dem Herzen mit der Geschwindigkeit des Blitzes“. 2. „Der Stein, weil er schwer ist, fällt mit einem Mal auf den Grund der See“. 3. „Es wird Zeit sein die Flaschen mit Salzwasser zu schätzen, wenn Ihr angefangen habt die Flaschen mit Süßwasser zu berechnen“. Damit vergleiche man das deutsche Märchen Nr. 152.


Carl Perrault.

Die eigentlichen Märchensammlungen beginnen in Frankreich erst am Ende des 17ten Jahrhunderts, also nach den italienischen,

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_299.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)