Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 308.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


1. Der kleine Laubfrosch (La petite grenouille verte). Ein kranker König verlangt nach einem wunderbaren Vogel, sein Sohn zieht deshalb aus und kommt zu einem Brunnen, wo ein Laubfrosch ihm Bescheid sagt. Er gibt ihm ein Sandkorn und heißt ihn das vor einem Schloß, zu welchem er kommen werde, niederwerfen, davon werde alles was darinnen Leben habe einschlafen. Dann solle er eingehen, das schönste Pferd aus dem Marstall nehmen und eilig zurückreiten. Da aber der Prinz einen Sattel daneben sieht, so will er diesen erst auflegen; davon erwacht alles, und er bekommt das Pferd nicht. Zum zweiten gibt ihm der Frosch ein Goldkorn, er soll eine schlafende Jungfrau aus dem Schloß holen, aber diese bittet ihn erst einen Rock anziehen zu dürfen; darüber wacht wieder alles auf. Zum dritten gibt ihm der Frosch ein Diamantkorn, er soll nun den schlafenden Wundervogel samt dem Zweig, worauf er schläft, mitbringen. Das gelingt und der kranke König wird geheilt. Sonst ist noch einiges zugesetzt, scheint aber nicht echt. Das Ganze zeigt Verwandtschaft mit dem deutschen Märchen vom goldenen Vogel (Nr. 57) und ist nur dürftiger.
2. Roth, weiß und schwarz (Incarnat, blanc et noir). Ein König geht im Winter und sieht einen Raben auf den Schnee niederfallen und den weißen Glanz mit seinem Blut bespritzen. Da wünscht er sich eine Frau so weiß als Schnee, so roth als das Blut und so schwarzhaarig als das Rabengefieder. Eine Stimme ruft ihm zu weit weg werde er einen Baum finden, davon müsse er drei Äpfel brechen, die er aber nicht eher als bis er wieder daheim sei, öffnen dürfe. Er macht sich auf, bricht die Äpfel, kann aber auf dem Rückweg der Neugierde nicht widerstehen. Er öffnet einen, da tritt eine Schönheit hervor, die ihn bös anblickt und verschwindet. Er öffnet auch noch den zweiten, und hat dieselbe Erscheinung. Den dritten hebt er auf und öffnet ihn erst daheim. Da kommt ein Mädchen heraus, so weiß, roth und schwarz, wie er es gewünscht hat, mit dem er sich vermählt und glücklich lebt. Einmal, als er abwesend ist, läßt die alte und böse Schwiegermutter die junge Königin umbringen und ihren Leib in den Schloßgraben werfen. Als der König wiederkommt, weiß sie es so einzurichten daß er eine andere für seine Gemahlin hält. Doch ist er traurig, und als er eines Tags zum Fenster
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_308.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)