Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 312.jpg

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kannst du für Arbeit?“ „Ich kann alle und jede“ antwortet er. Sie werden um drei Pfund Jahreslohn einig. Als das Jahr herum ist, sagt der Herr „höre, ich will dich, statt das Geld zu geben, einen schönen Spruch lehren“. Ivan willigt ein und der Herr sagt „hüte dich den alten Weg zu verlassen, um einen neuen zu wählen“. Ivan verdingt sich abermals ein Jahr und erhält am Ende statt des Geldes den Spruch zum Lohn „hüte dich in ein Haus einzukehren, wo ein junges Weib einen alten Mann geheirathet hat“. Im dritten Jahr bekommt er den Spruch „laß dir zwei Streiche geben, eh du einen versetzest“. Nun will Ivan nicht länger dienen sondern heim gehen. Der Herr spricht „heut geh nicht, mein Weib backt morgen, sie soll dir einen Kuchen backen, den du für deine Frau mitnimmst“. In diesen Kuchen verbarg aber der Herr die neun Pfund die Ivan in den drei Jahren verdient hatte, und als er ihn hinreicht, sagt er „da hast du einen Kuchen den nimm deinem Weibe mit, und wenn ihr recht vergnügt zusammen seid, so schneidet ihn an, aber nicht eher“. Ivan dankt und wandert fort, unterwegs begegnen ihm drei Freunde, die ihn grüßen und sagen „komm mit uns, wir wollen dich bewirthen“. Sie gehen den neuen Weg, aber Ivan schlägt den alten ein. Wie sie sich ein wenig entfernt haben, hört Ivan daß sie von Räubern angefallen werden, er schreit also „Räuber! Räuber!“ und verjagt sie damit. Als Ivan wieder mit ihnen auf dem Marktplatz zusammentrift, so sagen sie „wir haben dir Dank, ohne dich wäre es übel ergangen“. Sie laden ihn also wieder ein ihr Gast zu sein, wie sie aber in die Herberge kommen, wo die Wirthin jung ist, so sieht sich Ivan erst nach dem Wirth um, und als er diesen in der Küche findet, alt und schwach, den Bratspieß drehend, so ruft er „oho, hier bleibe ich nicht!“ und nimmt seine Herberge im nächsten Haus. Hier gewahrt er durch ein Astloch wie die Wirthin mit einem Mönch verabredet den alten Mann zu morden und die That auf die drei Fremde zu schieben, sieht auch wie beide den Mord gleich vollbringen. Ivan hat durch die Oeffnung dem Mönch der sich an die Wand lehnte, ein rundes Stück aus der Kutte geschnitten. Am andern Morgen fängt die Ehebrecherin ein Geschrei an, ihr Mann sei ermordet und zwar von den Fremden, sonst sei niemand in dem Haus gewesen. Die drei sollen schon gehangen werden, da kommt Ivan und erzählt was er gehört und gesehen, und holt zum Wahrzeichen das Stückchen hervor, das er dem Mönch aus der Kutte geschnitten

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_312.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)