Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 338.jpg

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schnitten, aber wegen der großen Hitze wollten sie nicht länger arbeiten. Ich lief und holte die Stute, die zwei Tage lang und bis Mittag breit ist, auf deren Rücken Weiden wachsen; in dem Schatten derselben konnten die Schnitter fortschneiden. Nun verlangten sie frisches Wasser, aber als sie an den Fluß kamen, war er zugefroren. Ich nahm meinen Kopf herunter, schlug damit ein Loch in das Eis und brachte den Leuten Wasser. Sie fragten „wo ist dein Kopf geblieben?“ Ich sah daß ich ihn vergessen hatte und lief schnell zurück. Ein Fuchs fraß eben das Gehirn aus dem Schädel, sachte schlich ich herbei und gab ihm einen Tritt in den Hintern. Da erschrack der Fuchs, es entfuhr ihm ein Wind und der brachte einen Zettel heraus, darauf stand geschrieben „mir Brot und dem Bartlos Dreck“. Damit nahm der Knabe das Brot und gieng heim. Bei Wuk Nr. 44.

Dies Märchen stimmt zusammen mit dem himmlischen Dreschflegel (Nr. 112), denn offenbar ist das Hinauf- und Herabsteigen die Hauptsache und beiden gemeinschaftlich; sonst ist das serbische viel vollständiger.

2. Bartlos und der Riese[1]. Der listige Bartlos hat mit einem Riesen gewettet daß ihm die größte Körperkraft zu Gebot stehe. Der Riese reißt den stärksten Baum im Wald mit der Wurzel aus. Bartlos hat indessen einen langen Strick gedreht und sagt jenes sei gar nichts, er wolle mit dem Strick eine ganze Menge solcher Bäume umklaftern, sie dann niederwerfen und als ein Bündel zusammenschnüren. Der Riese erschrickt und denkt „so was kann ich freilich nicht“. Hernach wirft der Riese seinen Streitkolben in die Luft und fängt ihn mit der Hand. Bartlos duckt den Kopf und schaut aufs Gebirge. „Was schaust du?“ fragt der Riese. „Ei, ich suche mir den Platz aus wo der Kolben niederfallen soll, wenn ich ihn in die Luft schleudere“. „Thue das nicht“, sagt der Riese, „dort steht gerade mein Haus, worin Frau und Kinder wohnen, die möchtest du erschlagen“. So gewinnt Bartlos die Wette. Vollständig bei Wuk Nr. 1.

Es sind einzelne Züge, die in dem deutschen Märchen von dem tapfern Schneider (Nr. 20) ganz ähnlich vorkommen; er wirft mit dem Riesen einen Stein in die Wette und versucht sich mit ihm im Tragen eines Eichbaums.


  1. In einer Anmerkung der Wöchentlichen Nachrichten S. 104 erwähnt.
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_338.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)