Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 350.jpg

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Neidischen (Bd. 1) und zeigen daß Göthes Behauptung nicht durchaus gelten kann. Bei weitem die größte Anzahl aber besteht aus Märchen die dem Inhalt nach trefflich, der Darstellung nach reizend und von zarter Schönheit sind. Man kann die glühenden Farben, den Duft einer ungestört aufblühenden Phantasie, das überall durchathmende Leben nicht genug loben. Nur ein paar wollen wir namentlich anführen, der Calender auf dem Magnetfelsen (Bd. 1), Nureddin (Bd. 4), Aladdin (Bd. 6), Hassan (Bd. 4). Von den deutschen Märchen findet sich ganz oder theilweise Nr. 19. 68. 71. 92. 96. 97. 99 und 142, worüber das Nähere in den Anmerkungen gesagt ist.

Vorzüglich reich erscheint Persien. Schon in dem alten Epos des Firdusi, im Schahnameh, zeigt auch in der kunstreichen Behandlung noch manches Natur und Farbe der Märchen, z. B. die Geschichte von Feridun, von Sam und Salser, von Guschtasp (Anmerk. zu Nr. 90), von Lorasp (Anmerk. zu Nr. 60). Auch ein einzelnes übereinstimmendes Märchen war nachzuweisen (Anmerk. zu Nr. 144). Ähnliche Anlage wie die 1001 Nacht hat der Tausend und eine Tag. Sind die persischen Erzählungen auch nicht durchaus von dem Werth der arabischen, so kann doch die Geschichte von Calaf (s. Anmerk. zu Nr. 55) den besten dort an die Seite gesetzt werden. Die drei Söhne Gjaffars aus Nigaristan (Bildersaal, s. Hammer Geschichte der persischen Poesie S. 308. 309), eine Sammlung die auch manches gute und orientalisch fein gedachte enthält, wie z. B. die seltenen Schützenkünste; etwas daraus ist als Gegenstück zu der Brautschau (Nr. 155) bemerkt. Ebenso war Tuti Nameh Erzählung eines Papageien (Persisch und Englisch von Gladwin. Calcutta und London 1801) zu benutzen; vergl. die Anmerkung zu Nr. 102 und 129. In Nisamis Werk fand sich gleichfalls ein deutsches Märchen wieder (Nr. 107). Noch ist zu erwähnen Neh-Manzer (franz. von Lescallier 1808), in sieben Tage getheilt, und Bahar Danush (englisch von J. Scott 1799).

Die sieben weisen Meister, gleichfalls aneinander gereihte Erzählungen (worüber Görres über Volksbücher Nr. 22 nachzusehen ist), gehören dem Orient überhaupt an, so wie die reichhaltige und anziehende Sammlung die Hammer im Rosenöl (Stuttgart 1813 zwei Bändchen) uns zugeführt hat, aus türkischen, arabischen und

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_350.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)