Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 366.jpg

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Kammer ein und gebe ihr eine hinlängliche Tracht Schläge.“ Als der Kaufmann das angehört hat, erhebt er sich, nimmt einen Stock und schlägt so wacker auf die Frau los daß sie bittet sie loszulassen und verspricht nicht weiter zu fragen. Wiederum verschieden ist Straparolas oder vielmehr Morlinis Erzählung. Friedrich von Pozzuoli reitet eines Tages auf einer trächtigen Stute nach Neapel und hat seine schwangere Frau hinter sich sitzen. Ein Füllen folgt von weitem nach und ruft seiner Mutter zu sie solle langsamer gehen, es könne als einjährig nicht folgen. Die Stute antwortet ihm „ich trage den Herrn und die schwangere Frau und deinen Bruder im Leib, du bist jung und trägst nichts, wenn du nicht mitkommen kannst, so bleibe zurück.“ Der Mann der die Sprache der vierfüßigen Thiere versteht, lächelt über diese Reden. Seine Frau fragt warum er lache. Er antwortet wenn er das verrathe, so koste es ihm sein Leben. Sie aber will es durchaus wissen und droht, wenn sie es nicht erfahre, sich mit einem Strick die Kehle zuzuschnüren. Der Mann sagt wenn sie würden zurückgekehrt sein, wolle er ihr alles entdecken. Als sie wieder zu Haus sind, erinnert sie ihn an sein Versprechen. Er antwortet sie möge erst den Notar holen, damit dieser, da seine Entdeckung ihm den Tod bringen werde, seinen letzten Willen aufsetze. Während seine Frau auf dem Wege dahin ist, liegt er im Bette und hört den Hund, der dem Hahn über sein lustiges Krähen Vorwürfe macht, und nun folgt die Entwickelung wie in der 1001 Nacht. Ein serbisches Märchen leitet auf eigenthümliche Weise ein. Ein Hirte errettet eine junge Schlange vom Feuertod, sie ringelt sich um seinen Hals, und er bringt sie zu ihrem Vater. Sie gibt ihm den Rath von diesem zur Belohnung keine Schätze zu verlangen, sondern die Gabe die Sprache der Thiere zu verstehen. Nach einiger Weigerung erfüllt er sein Begehren. Auf der Rückkehr, als er sich zur Ruhe niedergelegt hat, hört er die Stimme zweier Raben, die ihm einen großen Schatz verrathen, den er ausgräbt, und wodurch er ein reicher Mann wird. Weihnachten begibt er sich mit seiner Frau auf einen Meierhof, wo er den Hirten einen großen Schmaus bereitet. Er spricht zu ihnen „esset und trinket, ich will diese Nacht an eurer Stelle bei den Herden bleiben.“ Um Mitternacht zeigen sich Wölfe und sprechen zu den Hunden „dürfen wir kommen und Schaden anrichten, so sollt ihr auch Fleisch haben.“ Die Hunde willigen ein, doch ein alter ist darunter, der sagt zu ihnen „wenn ich auch nur

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_366.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)