Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 368.jpg

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Dieb, der dritte ein Straßenräuber, der vierte ein Kaufmann, der fünfte ein Landbauer, der sechste ein Grobschmied. Der älteste geht an den Hof des Königs und wird im Krieg auf der Flucht vor dem Feind getödtet und zwar er allein, seine Gefährten entrinnen. Der zweite stielt Tag für Tag, wird aber beim Pferdediebstal ertappt und aufgehängt. Der dritte treibt Handel, wird aber von Wegelagerern überfallen, seiner Waaren beraubt und getödtet. Der vierte wird bei einem Raub überwältigt und erschlagen. Nach zwei Jahren fordert der Vater abermals seine Söhne auf zu ihm zu kommen. Nur der Landbauer und Schmied erscheinen. Er fragt wo die andern geblieben seien, sie geben ihm Nachricht von dem Geschick derselben. Der Vater spricht zu den beiden „ihr hattet ein gutes Geschäft ergriffen, ihr seid klug gewesen, aber ihr habt die Weisheit nicht von mir empfangen, sondern von Gott. Wenn ich todt bin, könnt ihr euch selbst ernähren, und wenn euch Gott Weiber und Kinder gibt, so unterrichtet die Kinder in eurer Arbeit.“ Das deutsche Märchen von den vier kunstreichen Brüdern (Nr. 129) ist in der Grundlage damit verwandt.

Das fünfte ist ein Schwank eines listigen Mädchens. Ein Mann hat eine schöne Tochter, und es kommen zwei Jünglinge die um sie werben. Der Vater sagt „kommt morgen wieder, dann will ich mich entscheiden, wer sie zur Frau haben soll.“ Als sie zu der bestimmten Zeit erscheinen, sagt der Vater „bleibt hier und wartet, während ich ausgehe und ein Stück Zeug kaufe.“ Als er damit zurückgekehrt ist, ruft er seine Tochter herbei und spricht zu den Jünglingen „euer sind zwei und ich habe nur Ein Mädchen. Ich zerschneide das Zeug zu zwei Kleidern, wer am ersten mit dem Kleid fertig ist, der soll meine Tochter zur Frau haben.“ Die beiden sind bereit, und der Vater ruft seine Tochter herbei, gibt ihr ein Knäuel Garn und heißt sie Faden drehen. Das listige Mädchen reicht dem der ihr gefällt, kurze Faden, dem andern aber lange. Jener bringt das Kleid zuerst fertig und der Vater gibt ihm die Tochter.

Von den Thiermärchen die ihrer Eigenthümlichkeit und ihres zum Theil sinnreichen Inhalts wegen besondere Aufmerksamkeit verdienen, muß ich ausführlich reden; es sind ihrer zwölf.

1. Die Henne und die Katze. Die Katze kommt zur Henne und sagt zu ihr „laß uns Freundschaft mit einander machen.“ Die Henne antwortet „liebst du mich auch wie einen Freund?“ Die Katze

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_368.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)