Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 375.jpg

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vierfüßigen Thiere und zieht mit seinem Heer gegen die Vögel. Als er ihnen nahe gekommen ist, ruft er die Gazelle und den Schakal und gibt ihnen das Zauberwasser. Sie halten die Kürbisflasche in der Hand und springen gegen das Heer der Vögel. Da nimmt die Biene ihren Pfeil und geht auf sie los. Die Gazelle will das Zauberwasser auf die Vögel werfen, aber die Biene schnellt ihren Pfeil in den Nacken der Gazelle, und sie fällt zu Boden. Hierauf kommt der Schakal und will das Zauberwasser auf die Vögel werfen, aber die Wespe nimmt den Speer und schleudert ihn dem Schakal ins Gesicht, so daß er niedersinkt. Als der Löwe sieht daß die beiden gefallen sind, so kehrt er um, und da der Führer fortläuft, so flieht das ganze Heer. Die Vögel rücken vor, verfolgen die Thiere und tödten sie, so daß nur wenige zurückkommen. Die Vögel machen sich nach erlangtem Sieg auf den Heimweg und da sie Durst empfinden, begeben sie sich zu einem See, da zu trinken. Der Habicht bemerkt in dem Wasser einen alten Krötenmann, der, weil er nicht Kräfte hat zu laufen, sich da verborgen hat. Der Habicht will ihn verschlingen, aber der Vogel, der in der Höhle wohnt, hält ihn zurück, er dürfe den geheimen Aufenthalt, der in Gottes Schutz stehe, nicht verrathen. Als der Hahn wieder zu Haus angelangt ist, sagt er zum Strauß „Bruder, du hast mir einen großen Dienst erzeigt, Gott segne dich dafür! Du bist ein Mann vom offenen Feld, ich bin ein Mann vom Haus; wärst du nicht gewesen, so war keine Rettung für mich.“ Die Kröte erzählt dem Herrn was der Höhlenvogel für sie gethan hat. Der Herr beruft den Vogel und spricht zu ihm „da du das Geheimnis der Kröte beschützt hast, so will ich dich auch beschützen: alle Vögel haben ihre Kinder im Freien, du sollst dein Nest in einer Höhle haben, so daß niemand weiß wo deine Kinder sind und niemand sie wegnehmen kann.“ Der Krieg zwischen den Vögeln wird auch in dem deutschen Märchen von dem Zaunkönig und Bär (Nr. 102) erzählt, und wie dort der Stachel der Hornisse die Entscheidung herbeiführt, so hier der Pfeil der Biene und Wespe.

8. Die Ratte und die Kröte. Die Kröte spricht zur Ratte „ich kann mehr als du.“ Die Ratte antwortet „du kannst nicht laufen, hast du einen Sprung gethan, so bleibst du sitzen, und willst sagen du könntest mehr als ich?“ „Du sollst morgen sehen was ich vermag,“ antwortete die Kröte, „und wenn du dasselbe ohne Beistand vollbringst, so kannst du mehr als ich.“ Die Ratte nimmt den Vorschlag

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_375.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)