Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 388.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ist, auf dem eine Elster hüpft. Das Rebhuhn flattert, der Alte fällt vom Büffel zur Erde und stellt sich todt. Joro springt herab, fängt zum Schein ein entsetzliches Trauergeschrei an, hält aber den Büffel fest. Plötzlich hört er mit seiner Klage auf und spricht „hätte dieser tückische Chinese nicht hier seinen Acker angelegt und nicht mit hölzernen Stangen umsteckt, von denen die Elster auffliegen konnte, so hätte der Büffel sich nicht gebäumt und mein Alter wäre nicht ums Leben gekommen.“ Dann ruft er den Chinesen herbei und droht er wolle ihn als Ersatz für den Todten nehmen. Der Chinese der nicht eher kommt als bis Joro anfängt das Getreide zu verwüsten, muß das Gehölz in der Nähe umhauen und herbei bringen, welches zum Leichenbegängnis dienen soll. Joro setzt das gefällte Holz neben seinen Vater in einen Haufen und zündet ihn an. Als das Feuer auflodert, schielt der Alte seitwärts: Joro nimmt eine Handvoll Erde, wirft es auf die Augen des Vaters und spricht „man sagt, Väterchen, es sei ein schlechtes Zeichen für die nachbleibende Familie, wenn jemand mit offenen Augen sterbe.“ Als das Feuer immer stärker prasselt, zieht der Alte beide Beine zusammen. Joro spricht „man behauptet die Glieder des nachgelassenen Weibes und der Kinder könnten sich nicht ausstrecken, wenn jemand im Tode die Beine zusammen ziehe.“ Er holt ein Stück Balken und legt es dem Alten über beide Beine. Dann nimmt er ihn auf den Rücken, um ihn auf den brennenden Holzstoß zu legen. Während er ihn trägt, schreit der Alte „dein Vater ist nicht todt, er lebt.“ Joro spricht „es ist von der schlechtesten Vorbedeutung für die Nachkommen, wenn jemand nach seinem Tode noch spricht.“ Er ist eben im Begriff ihn ins Feuer zu werfen, als der Alte schreit „ich sage dir daß ich nicht todt bin: willst du deinen Vater bei lebendigem Leib verbrennen?“ „Es freut mich, daß du nicht todt bist, Väterchen,“ spricht Joro, hilft dem Alten auf den Büffel und zieht mit ihm heim. Der Alte spricht zu seinem Weib „ich habe die Eigenschaften meiner drei Knaben geprüft, Dsesse wird ein herzhafter Mann werden, Rongsa ein mittelmäßiger Mensch, aber keiner von beiden dem Joro gleich kommen.“ Mit diesen Worten entfernt er sich, aber sein Weib faßt Groll und hat Böses im Sinn. Sie denkt „soll der Sohn der verstoßenen Frau meine beiden Söhne übertreffen? ich will ihn geschwind auf die Seite schaffen.“ Sie stellt für jene gute Speise auf den Tisch, unter die Speise Joros mischt sie starkes Gift. Dsesse und Rongsa setzen sich nieder und essen, Joro

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_388.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)