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38.
Die Hochzeit der Frau Füchsin.
Erstes Märchen.

Es war einmal ein alter Fuchs mit neun Schwänzen, der glaubte seine Frau wäre ihm nicht treu und wollte er sie in Versuchung führen. Er streckte sich unter die Bank, regte kein Glied und stellte sich als wenn er mausetodt wäre. Die Frau Füchsin gieng auf ihre Kammer, schloß sich ein, und ihre Magd, die Jungfer Katze, saß auf dem Herd und kochte. Als es nun bekannt ward, daß der alte Fuchs gestorben war, so meldeten sich die Freier. Da hörte die Magd daß jemand vor der Hausthüre stand und anklopfte; sie gieng und machte auf, und da wars ein junger Fuchs, der sprach

„Was macht sie, Jungfer Katze?
schläft se oder wacht se?“

Sie antwortete

„ich schlafe nicht, ich wache.
Will er wissen was ich mache?
Ich koche warm Bier, thue Butter hinein:
will der Herr mein Gast sein?“

„Ich bedanke mich, Jungfer,“ sagte der Fuchs, „was macht die Frau Füchsin?“ Die Magd antwortete

„sie sitzt auf ihrer Kammer,
sie beklagt ihren Jammer,
weint ihre Äuglein seidenroth,
weil der alte Herr Fuchs ist todt.“

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1857). Göttingen 1857, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1857_I_201.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)