Seite:Kinder und Hausmärchen Grimm 1843 I 134.jpg

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Schwert, und versetzte jedem ein paar tüchtige Hiebe in die Brust, dann gieng es hinaus zu den Reitern, und sprach „ich habe beiden den Garaus gemacht, hart ist es hergegangen, und sie haben in der Noth Bäume ausgerissen und sich gewehrt, aber es hilft alles nichts wenn einer kommt wie ich, der siebene auf einen Streich schlägt.“ „Seid ihr denn nicht verwundet?“ fragten die Reiter. „Das hat gute Wege,“ antwortete der Schneider, „kein Haar haben sie mir gekrümmt.“ Die Reiter wollten ihm keinen Glauben beimessen, und ritten in den Wald hinein, da fanden sie die Riesen in ihrem Blute schwimmend, und rings herum lagen die ausgerissenen Bäume.

Das Schneiderlein verlangte von dem König die versprochene Belohnung, diesem aber reute sein Versprechen, und er sann aufs neue wie er sich den Helden vom Halse schaffen könnte. „Ehe du meine Tochter und das halbe Reich erhältst,“ sprach er zu ihm, „mußt du noch eine Heldenthat vollbringen. In dem Walde läuft ein Einhorn, das großen Schaden anrichtet, das mußt du erst einfangen.“ „Vor einem Einhorne fürchte ich mich noch weniger als vor zwei Riesen: siebene auf einen Streich, das ist meine Sache.“ Er nahm sich einen Strick und eine Axt mit, und gieng hinaus in den Wald, und hieß abermals die, welche ihm zugeordnet waren, außen warten. Er brauchte nicht lange zu suchen, das Einhorn kam bald daher gesprungen und geradezu auf den Schneider los, als wollte es ihn ohne Umstände aufspießen. „Sachte, sachte,“ sprach er, „so geschwind geht das nicht,“ blieb stehen, und wartete bis das Thier ganz nahe war, dann sprang er behendiglich hinter den Baum, und das Einhorn

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1843). Göttingen 1843, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1843_I_134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)