Seite:Kinder und Hausmärchen Grimm 1843 I 231.jpg

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fest, daß er nichts gewahr wurde, und nicht eher aufwachte als bis er in dem Maul der Kuh war, die ihn mit dem Heu aufgerafft hatte. „Ach Gott,“ rief er, „wie bin ich in die Walkmühle gerathen!“ merkte aber bald wo er war. Da hieß es aufpassen, daß er nicht zwischen die Zähne kam und zerdrückt wurde, und darnach mußte er doch mit in den Magen hinabrutschen. „In dem Stübchen sind die Fenster vergessen,“ sprach er, „und scheint keine Sonne hinein: ein Licht wird auch wohl nicht zu haben sein!“ Überhaupt gefiel ihm das Quartier schlecht, und was das schlimmste war, es kam immer mehr neues Heu zur Thüre hinein, und der Platz ward immer enger. Da rief er endlich in der Angst, so laut er konnte, „bringt mir kein frisch Futter mehr, bringt mir kein frisch Futter mehr.“ Die Magd melkte gerade die Kuh, und als sie sprechen hörte ohne jemand zu sehen, und es dieselbe Stimme war, die sie auch in der Nacht gehört hatte, erschrak sie so, daß sie von ihrem Stühlchen herabglitschte, und die Milch verschüttete. Sie lief in der größten Hast zu ihrem Herrn, und rief „ach Gott, Herr Pfarrer, die Kuh hat geredet.“ „Du bist verrückt“ antwortete der Pfarrer, gieng aber doch selbst in den Stall nachzusehen was vor wäre. Aber kaum hatte er den Fuß hineingesetzt, so rief Daumesdick eben aufs neue „bringt mir kein frisch Futter mehr, bringt mir kein frisch Futter mehr.“ Da erschrak der Pfarrer selbst, meinte es wäre ein böser Geist, und hieß die Kuh tödten. Nun ward sie geschlachtet, der Magen aber, worin Daumesdick steckte, hinaus auf den Mist geworfen. Daumesdick suchte sich heraus zu arbeiten, und hatte große Mühe damit, doch endlich brachte

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1843). Göttingen 1843, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1843_I_231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)