Seite:Kinder und Hausmärchen Grimm 1843 I 365.jpg

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hätte, weil alle Morgen ein Goldstück unter ihrem Kopfkissen läge. Nun war der Jäger ein guter Mann, und weil ihm die Kinder gefielen, und er selbst keine hatte, nahm er sie mit nach Haus und sprach „ich will euer Vater sein, und euch groß ziehen.“ Sie lernten da bei ihm die Jägerei, und das Goldstück das ein jeder beim Aufstehen fand, das hob er ihnen auf, wenn sies einmal nöthig hätten.

Als sie herangewachsen waren, nahm sie ihr Pflegevater eines Tages mit in den Wald, und sprach „heute sollt ihr euern Probeschuß thun, damit ich euch frei sprechen und zu Jägern machen kann.“ Sie giengen mit ihm auf den Anstand, und warteten lange, aber es kam kein Wild. Da sah der Jäger über sich, und sah eine Kette von Schneegänsen in der Gestalt eines Dreiecks fliegen, und sagte zu dem einen „nun schieß von jeder Ecke eine herab.“ Der thats, und vollbrachte seinen Probeschuß. Bald darauf kam noch eine Kette angeflogen, und hatte die Gestalt der Ziffer Zwei, da hieß der Jäger den andern gleichfalls von jeder Ecke eine herunterholen, und dem gelang sein Probeschuß auch. Nun sagte der Pflegevater „ich spreche euch frei, ihr seid ausgelernte Jäger.“ Darauf giengen die zwei Brüder zusammen in den Wald, rathschlagten mit einander, und verabredeten etwas. Und als sie Abends sich zum Essen niedergesetzt hatten, sagten sie ihrem Pflegevater „wir rühren keinen Bissen an, bis ihr uns erst eine Bitte gewährt habt.“ Sprach er „was ist denn eure Bitte?“ Sie antworteten „wir haben nun ausgelernt, wir müssen uns auch in der Welt versuchen, so erlaubt daß wir fortziehen und wandern.“ Da sprach

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1843). Göttingen 1843, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1843_I_365.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)