Seite:Klaus lehranstalt 08.jpg

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Im Jahre 1739 bemerkt das Hausprotokoll: Nov. Ad Scholas nostras missi sunt hoc anno discipuli collective sumpti 13, scilicet 3 pro humanitate et 10 pro inferioribus; ferner 9o et 11mo Sept. exhibita est prima Comoedia a studiosa juventute comica R. P. Pio Dinger professore Rhetorices.

Der Gebrauch, das Ende des Schuljahrs mit Aufführung eines Theaterstücks zu feiern, wiederholte sich von da an öfters, und zwar ist es in der Regel eine Komödie. (Von Gmünder Herbstkommödien finden sich einige unter den Handschriften der Luzerner Kantons-Bibliothek. Nach Luzern kam nämlich ein grosser Teil des Archivs der oberdeutschen Minoritenprovinz.) Nur vom Jahre 1772 berichtet das Hauptprotokoll, es sei eine Tragödie aufgeführt worden, und dieselbe habe hauptsächlich deswegen so grossen Beifall gefunden, weil sie ganz in deutscher Sprache abgefasst gewesen sei, während bis dahin die lat. Sprache gebraucht worden sei.

Da die Franziskaner seit 1736 wieder Anfangsunterricht erteilten, muss es zwischen ihnen und der städt. Schule wieder zu Reibereien gekommen sein. Denn im Jahre 1749 wurde nach dem Hausprotokoll unter dem Quardianat des Anton Oberberger vom Magistrat des Widerstrebens einiger ungeachtet am 9ten Dez. der Beschluss gefasst, die niederen Schulen sollen von der 2ten Klasse angefangen dem Konvent übergeben werden. Letzterer bekam dafür 100 fl. und 10 Klafter Holz. Besonders thätig in der Sache seien gewesen der Kammerer und Pfarrer Schedl in Schechingen und Dominikus Geiger, Oberstättmeister. Die Entscheidung des Magistrats fiel also diesmal noch mehr zu Gunsten der Franziskaner aus, als im Jahre 1706. Damals wurde der Unterricht bis zur 3ten Klasse einschliesslich der städtischen Schule zugewiesen, diesmal ihr nur die 1te Klasse noch überlassen

Es ist uns auch ein Ratsprotokoll aus dem Jahre 1749 erhalten, welches auf diesen Vorgang Bezug hat. Dasselbe lautet: „Mercurius in Intimo den 24ten Dezember 1749. Titl. Herr Burgermeister Seybold und Herr Syndikus Ivinger referieren über die jüngst una cum Domino Decano und Stadtpfarrer Kolb beschehene lateinische Schul-Visitation, woselbst zu dero sattsame Vergnügen sowohl bei dem geistlichen Herrn Wagnero (-Name des Präzeptors) als dem Cantore Kraus alles in vortrefflich admirablem Stand gefunden worden. Deus secundet hunc ingressum et det optimam talem nunquam interruptam continuationem conf. Protocollum consilii intimi de anno 1749.“

Wahrscheinlich sollte dieser günstige Bericht ein Balsam auf die Wunde sein, welche der städtischen Schule geschlagen worden war.

Schon am 25ten Dez. des genannten Jahres kamen 2 Patres Cassianus und Ambrosius, von denen der erste von Freiburg, der 2. von Hagenau „pro inferioribus, geschickt worden war. Da es ihnen an Büchern fehlte, wurden ihnen folgende angeschafft: „Virgil, gradus ad Parnassum, Ovid Eleg. trist. Ars, meth: Frisii, Desing index poëtic“.

1752 werden 35 Studenten gezählt, und 1754 verlangt der Magistrat einen dritten Professor, welchem Verlangen auch der Konvent willfahrte; 1756 war Schulpräfekt P. Barnabas Beuthlhäuser, Professoren: P. Fridolin Hefele, Rhetor: et Praes: Sodalit. Student., (darnach bestand unter den Studenten eine Bruderschaft), P. Christophor. Held, Prof. Syntax., P. Beda Winterer, Prof Gramm. In demselben Jahre verwilligte der Magistrat für jeden Professor 50 fl., also zusammen 150 fl. und wies als Schullokal die sog. Schmalzgrube an. 1758 verordnete ein Ordenskapitel, dass, wenn ein Festtag in eine Woche falle, nur ein Nachmittag frei gegeben werden solle, bei 2 Festtagen aber gar keiner. Das missfiel den 3 Klosterprofessoren, und einer derselben verklagte den Quardian beim Bürgermeister Storr. Der Quardian aber erwiderte, er sei nicht der Urheber dieser Verordnung, und teilte die Sache dem Provinzial mit, der dann Storr dahin aufklärte, dass dieser Beschluss nur im Interesse der studierenden Jugend gefasst worden sei. – 1766 entstand ein Streit zwischen dem damaligen Quardian Lambert Bullinger und dem Stadtpfarrer, weil letzterer haben wollte, dass die Studenten die Osterkommunion in der Pfarrkirche empfangen sollen, während es bisher üblich war, dass das in der Klosterkirche geschah. Der Streit wurde durch den Generalvikar von Augsburg zu Gunsten des Quardians entschieden. Gegen Ende des Jahres 1769 verlangte die Bürgerschaft, dass auch die Philosophie öffentlich hier gegeben werden möchte. Es wurden 80 fl. Salar aus der Stadtkasse dafür gefordert, weswegen der Senat die Erlaubnis zur Errichtung besagten Studii nicht gab, wohl aber gestattete, dass die Philosophie den absolvierten Rhetorikern privatim gegeben werde, wofür die Eltern der Studenten 80 fl. dem Konvent bezahlten. Am 26 August 1772 wurde dann zum erstenmal von den Studierenden der Philosophie eine öffentliche Disputation gehalten, die grossen Beifall fand. P. Deubele und 2 Brüder Steinhauser waren die Defendenten. (Auch in Ellwangen war im Jahre 1723 ein solcher Wunsch aus der Mitte der Bürgerschaft gekommen (s. Leonhard, Gesch. der höheren Lehranstalt in Ellwangen, Progr. 1861). Die Einführung des Studium philosophicum, heisst es S. 25, sei es, „um was die gesamte Bürgerschaft seufzt und bittet; es sei zum erträglicheren Fortkommen ihrer studierenden Söhne.“)

Doch gelangte das philosophische Studium zu keiner grossen Blüte. Vom November des Jahres 1773 berichtet uns nämlich das Hausprotokoll, dass für die Vorlesungen über Philosophie, für welche der Magistrat immer noch die Besoldung verweigere, nach der Ansicht des scholasticus sich im verflossenen Studienjahre kein Schüler so befähigt habe, dass er Vorlesungen über dieses Fach zu hören geeignet gewesen wäre, dass aber nichts destoweniger unterdessen ohne Verlangen ein Lehrer für dieses Fach dem Konvent zugeschickt worden sei. Daraus sei nun für den Konvent eine bedeutende Last erwachsen. Es hätten sich zwar 9 Studierende zur Philosophie gemeldet., von denen man ein monatliches Schulgeld von 1 fl. verlangt habe. Aber die Bezahlung desselben falle ihnen eben zu schwer, auch wolle der eine und andere aus der Klasse der Rhetorik die Philosophie umsonst hören. So sei man in einer üblen Lage. Der Magistrat wolle nicht fundieren und die Studenten nichts bezahlen. Letztere verlangen zu dem alle möglichen Freiheiten, und wenn man sie nur im geringsten einschränke, so gehen sie fort in jedem beliebigen Monat, wenn es ihnen gefalle. Da sei es besser, keine Philosophie zu haben, als eine so