Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/111

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Besenruten, Besenruten,
Und noch einmal Besenruten,
Besenruten, Besenruten,
Und noch einmal Besenruten,
Leg’ ich in die Feuersgluten!
Feuer brenne nur geschwind,
Hör’, es weint ein kleines Kind!“[1]

Auf dem Knickenberge bei Callies steht eine Pappel, die große Ähnlichkeit mit einem mit dem Stiel in die Erde gesteckten Besen hat. In alter Zeit, so wird erzählt, wurde einst ein Schornsteinfegergeselle aus Callies zum Tode verurteilt, weil er einen Menschen erschlagen haben sollte. Auf dem Knickenberge sollte er gerichtet werden. Da nahm er seinen Besen, steckte ihn in die Erde und rief aus: „Sowahr ich unschuldig bin, wird dieser Besen grünen!“ Darauf erlitt er den Tod. Der Besen aber grünte aus und wurde zum Baum, ein Zeichen seiner Unschuld.[2]

Das heiratslustige Mächen in Hessen, das gern wissen möchte, wie sein Zukünftiger aussieht, braucht sich blos in der Neujahrsnacht nackt auf einen Besen zu setzen und dann ins Ofenloch zu blicken.

Der junge Mann in der Normandie, der ausfinden möchte, ob seine Braut auch häuslich gesinnt ist, legt einfach einen Besen auf die Türschwelle; hebt sie ihn bei dem Betreten des Hauses auf, so schätzt er sich glücklich.

Daß ein rechtzeitig und gründlich angewandter Besenstiel die Wolken am Ehehimmel schneller und sicherer verscheucht, als alles Bitten und Schöntun, weiß mancher verheirateter Mann und seine Frau aus Erfahrung. Der Dichter des nachfolgenden Lübecker Kinderliedes dürfte jedoch zu weit gegangen sein.

„Wann mien Katriene nich danzen will,
Dann woat ik, wat ik doo,
Dann stopp ik se in’n Habersock
Un bind am baben to.


  1. Wlislocki, Vom wandernden Zigeunervolke, Hamburg 1890.
  2. O. Knoop, Volkssagen aus Hinterpommern, Posen 1885.