Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/113

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Abenteuer ausgehendes Mädchen, also einen Hexenbesen, der von rechtswegen auf den Blocksberg gehört.[1]

Über den Bock, der vorzugsweise dem Teufel als Reittier diente, wenn dieser es nicht vorzog, auf seinem breiten Mantel die Luft zu durchschiffen, wollen wir uns kurz fassen. Er war ein dem Thor geheiligtes Tier, und da dieser Gott allmählich in den Teufel verwandelt wurde, so ist es leicht erklärlich, daß der Bock in seine Dienste trat. Im Mittelalter wurde der Teufel auch vielfach als Hellebock bezeichnet, und die Mitglieder einer im 18. Jahrhundert in der Nähe Aachens ihr Unwesen treibenden Räuberbande führten im Volksmunde den Namen Bockreiter, da sie, wie man annahm, mit dem Teufel in Verbindung standen und auf dessen Reittier ihre nächtlichen Ausflüge unternahmen.

In der Verwünschung, daß dich der Bock schinde, die häufig bei Hans Sachs vorkommt, sowie in der Redensart „Gott Strambach“ erscheint der Bock als Repräsentant des Teufels. In der Umgegend von Eisleben und Mansfeld lautet die letztgenannte Redensart „Gott Strambock“, d. h. Gott straf den Bock, nämlich den Teufel, und weist somit auf den Kampf zwischen Christentum und Heidentum hin. Auch ist deshalb leicht zu erklären, weshalb der Bock als Schreckmittel für unartige Kinder gebraucht wird. So lautet ein pommersches Kinderlied:

Schlap, Kindke, schlap,
Buten steht e Schap,
Buten steht e bunte Bock,
Dei ett all unnütte Kinnekens op,
Schlap, Kindke, Schlap![2]

Aber der Bock kann auch munter und lustig sein; seine Sprünge sind weltberühmt, ohne jedoch allgemeinen Beifall zu finden. Nach der Weltchronik des Wieners Enickel ist es ein Bock gewesen, der Noah zuerst auf die Wirkung des Weines aufmerksam machte.


  1. Von einem solchen sagt der Londoner „she carries the broom up as the masthead.“
  2. F. Drohsihn, Deutsche Kinderreime, Leipzig 1897.