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seinen Rippen und schloß Fleisch an ihre Stätte. Und es baute der Ewige, Gott, die Rippe, die er genommen hatte von dem Menschen, zu einem Weibe, und brachte es zu dem Menschen. Da sprach der Mensch: „Dieses Mal ist es Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch. Diese wird genannt Männin, denn von dem Manne ist diese genommen worden.“

Aus den Worten „dieses Mal“ geht nun deutlich hervor, daß es sich um die Erschaffung eines zweiten Weibes handelte, unter welchem wir uns natürlich die bekannte Eva vorzustellen haben.

Adams erste Frau führt in den rabbinischen Legenden den Namen Lilis. Dieselbe wurde wegen ihrer Herrschsucht, die sie sich auf Grund ihrer dämonischen Schönheit angemaßt, aus dem Paradiese vertrieben, wofür sie sich später dadurch rächte, daß sie das Leben junger Kinder, besonders der Wöchnerinnen bedrohte. Hauptsächlich sollte sie Knaben unter vier Jahren und Mädchen unter 20 Tagen gefährlich gewesen sein.

Im 34. Kapitel des Jesaias – eigentlich stammt dasselbe von einem anderen Propheten des Exils – heißt es Vers 14:

Und Steppentiere treffen dort mit Hyänen zusammen und ein Waldteufel ladet den anderen dorthin ein; ja, dort rastet die Nachtunholdin und findet dort für sich eine Ruhestätte.

Für „Nachtunholdin“ findet sich im hebräischen Text das Wort Lilis. Luther übersetzt dies mit Kobold, die englische Übertragung hat screech owl (Käuzchen) und die Vulgata Lamia (Nachtgespenst).

Um die jungen Kinder gegen den schädlichen Einfluß dieser Unholdin zu schützen, werden denselben, wie Düntzer in seinem großen Faustkommentar mitteilt, Amulette um den Hals gehängt, welche die Namen der drei Engel Senoi, Sansenoi und Sanmangeloph tragen. Nach dem Ritus der altorthodoxen Juden wird um das Bett einer Wöchnerin mit Kreide ein Kreis gezogen, wonach dann im Zimmer zahlreiche Papierschnitzel aufgehängt werden, welche kabbalistische Sprüche enthalten, in denen vielfach