Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/134

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Wie ein Symbol der Liebe, die oft grausam macht.
Scheint dieser purpurrote Federschmuck erdacht.
Der keine Wunde birgt, doch mit der Wunde Schein
Verwegne Scherze treibt und Spiegelfechterein,
Fast so, als wollte prahlen, salbungsvoll Natur,
Am Ende sind auch meine Wunden Wunder nur.“

Nun erscheint der Heilige und setzt sich auf einen Felsen. Indem er darüber nachsinnt, weshalb der Geist ihn eigentlich in die Wüste geführt, die doch für ihn schweige und ihn mit Todeseinsamkeit umfange, bemerkt er in der Luft eine von einem Geier verfolgte Taube. „Schnell, hierher!“ ruft er ihr, um sie zu schützen, zu.

„Sie scheint verwundet.
Oder – seh’ ich recht? –
Ist’s Zierrat? Ist’s nicht Blut? Ein Zeichen gar?
An was es nur mich mahnt?
Einst sprach ein Greis,
Als ihm ein Weib ihr neugeboren Knäblein
Im Tempel wies: Um diesen wird ein Schwert
Durch deine Seele dringen. – Will dein Schmuck
Erinnern mich an dies Prophetenwort?“

Nachdem sie ihm den goldnen Ring vor die Füße gelegt, fragt er:

„Bist du ein Himmelsbote, bist ein Spuk
Der Hölle du? Ein Truggespenst der Wüste,
Wie jener blanke Mittagszauber jüngst.
Der irre Geist in sünd’ger Weibeshülle?
Was meint der Ring? Du willst, daß ich ihn nehme?
Wenn ich wüßte,
Von welcher Art dein Wesen.
Eine Taube …
Damals im Jordan – zu den Wellen
Des Flusses hielt gesenkt ich meinen Blick,
Als auf des offnen Himmels Bläue
Die Taube niederschwebte, die von andern,
Von mir nicht, ward gesehen.
Warst du die Taube? – Du bejahst!
Doch etwas blinkt in deinem Aug’: Ich lüge.
Was soll ich denken? Wo bleibt jene Stimme,