Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/142

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„Komm, Schuldgenossin, die mir noch geblieben,
Zu meinem Fluch muß ich dich weiter lieben,
Denn du bist Ich,
Der Teil von mir, der niederzieht zum Staube –
Der andre noch,
Der meiner Jugend Reinheit war und Glaube.
Auf ewig schließt sich hinter uns die Tür;
Du, die ich teuer zahlte, folge mir.“

Adam schafft nun im Schweiße seines Angesichts um das tägliche Brot nicht nur für sich, sondern auch für das rauhe Geschlecht seiner Nachkommen, die auch kein anderes Ziel kennen, als des Leibes Notdurft zu befriedigen. Die Ahnfrau der Menschen ergraut und verschrumpft, ermattet und erschlafft und ist durch die Sorgen ums Dasein so in Anspruch genommen, daß sie nur an das Allernächste denken kann. Ihr Erstgeborener, der herrische wilde Kain, ist ihr Liebling, und sie entzieht ihm auch ihre Gunst nicht, nachdem er seinen Bruder erschlagen. Als nun Adam über sein ihn beständig verfolgendes Unglück klagt und andeutet, daß dies mit dem Willen Gottes geschehe, erwidert ihm Gabriel:

„Verklagst du den Himmel wie ein Gerechter,
Da wo dein Werk dich selber schmäht!
Sämann der künftigen Geschlechter,
Auf welchen Boden hast du gesät!
Wasch nicht vom eignen Tun die Hände,
Dich zog der Erdenstoff zu schwer,
Und die Genossin zog noch mehr.
Das Stückchen Du aus deiner Lende,
Nun wirkt’s in deinen Söhnen fort,
Im engen Kreise Dumpfheit, Wollust, Mord.
Des Geistes Schwingen, die dir Gott verlieh,
Dir Kind der Erde, wo sind sie?
Der Bauch ist Herr, im Bissen aller Heil,
Der Bruder schielend nach des Bruders Teil,
Das Raubtier Selbstsucht, das zum Sprung bereit
Den Zahn wetzt nach der schwachen Redlichkeit.
Und deine Töchter – arge Zucht!
Des Treuebruchs erlesne Frucht!
Den Stunden deiner trübsten Gier entsprungen,