Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/155

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schlüpfte und plötzlich verschwand. Das war ihm sonderbar, und er beobachtete mit größter Aufmerksamkeit, was sich weiter ereignen würde. Nach langer Zeit kehrte die Maus zurück und schlüpfte wieder in den Mund des Alten. Kurze Zeit nachher wachte der Alte auf und schimpfte auf den Burschen, daß er nicht längst an der Arbeit sei. Der erzählte nun alles, was er bemerkt hatte.“[1]

In der Volksmythologie erscheinen weiße und rote, graue und schwarze Mäuse; erstere stellen Freude, letztere Unglück oder Tod in Aussicht. Zeigen sich weiße Mäuse, so muß man sie freundlich behandeln, wenn man ihrer Hilfe sicher sein will. Das in dem englischen Kinderliede „I saw a ship a-sailing“ erwähnte Schiff, dessen Segel von Seide und dessen Masten von Gold waren, ist sicherlich nicht untergegangen, denn die vierundzwanzig Matrosen, die es bedienten, waren ebensoviele weiße Mäuse.

Daß der Tänzerin Fausts ein Mäuschen aus dem Munde springt, ist, wenn man bedenkt, daß die Hexen die Kunst verstanden, Mäuse zu machen, nichts merkwürdiges. Nach einem alten Zauberbuche nahm man einfach einen „Weitzen“, tat ihn in einen Hafer, bedeckte ihn mit einem alten verschweißten Hemd, das ein Tagelöhner getragen, und die Mäuse stellen sich in kurzer Zeit ein.[2]

Ein Lehrer von Odenthal hatte einst von Voiswinkel (zwischen Odenthal und Gladbach) die drei Kinder einer Hexe in der Schule. Die Kinder waren wohlerzogen und die Freude des Lehrers[WS 1] wegen ihres Fleißes. Als ihm aber mitgeteilt wurde, daß sie die Kinder einer Hexe seien, beschloß er, Nachforschungen anzustellen. Er nahm das eine Kind, einen anstelligen Knaben, vor und fragte ihn, ob seine Mutter Mäuse machen könne. Der Knabe gestand dies sofort. Als der Lehrer sich nach der Art und Weise erkundigte, teilte der Knabe mit, daß seine Mutter ihr Wasser in ein Grübchen lasse und dann darin rühre. Sogleich kämen Hunderte und Tausende von Mäusen hervor, aber ohne Schwänze, denn die Hexen können keine Mäuse mit Schwänzen machen.“[3]


  1. O. Schell, Bergische Sagen.
  2. Birlinger, Aus Schwaben I, S. 434.
  3. O. Schell, Bergische Sagen. Elberfeld 1897.
  1. Vorlage: Lehres