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Einen dichten schwarzen Schleier,
Denn sie wollten gar nichts sehen.
Und der Kuß des Teufels keimte,
Mutter ward darauf die Hexe
Und gebar ein Ungeheuer,
Wie es da nur wird geboren,
Wo sich Erd’ und Höll umarmen,
Und der Hexe abscheulichen
Balg, er ward genannt „die Kette“,
Und die „Kette“ ist die Knechtschaft!“
 (Übersetzt von J. Goldschmidt.)

Gewöhnlich werden die Hexen als triefäugige, bucklige, runzlige, hinkende Weiber mit spitzen Nasen dargestellt.[1] Selten finden wir eine schöne darunter, wie z. B. Sidonia von Borken, die 1620 zu Stettin verbrannt wurde und die, wie Temme in seinen pommer’schen Volkssagen erzählt, alle, die in ihre Nähe kamen, durch ihre blendende Schönheit bezauberte.


  1. Über das Aussehen der Hexen berichtet Heine in seinem „Atta Troll“:

    „Ob die Alte, die Uraka,
    Wirklich eine ausgezeichnet
    Große Hexe, wie die Leute
    In den Pyrenä’n behaupten

    Will ich nimmermehr entscheiden.
    So viel weiß ich, daß ihr Äußres
    Sehr verdächtig. Sehr verdächtig
    Triefen ihre roten Augen,

    Bös und schielend ist der Blick;
    Und es heißt, den armen Kühen,
    Die sie anblickt, trocknet plötzlich
    In der Euter alle Milch.

    Man versichert gar, sie habe
    Streichelnd mit den dürren Händen,
    Manches fette Schwein getötet,
    Und sogar die stärksten Ochsen.

    Solcherlei Verbrechens wurde
    Sie zuweilen auch verklagt
    Bei dem Friedensrichter. Aber
    Dieser war ein Voltairianer,

    Ein modernes, flaches Weltkind,
    Ohne Tiefsinn, ohne Glauben
    Und die Kläger wurden skeptisch,
    Fast verhöhnend abgewiesen.“