Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/4

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in jenen Seherinnen nichts als verworfene und verstockte Teufelsdienerinnen erblickten und ihr möglichstes taten, sie mit Feuer und Schwert vom Erdboden zu vertilgen.

Der Kirchenvater Origines lehrte, daß jeder Mensch von zahllosen guten und bösen Geistern umgeben sei und daß der Teufel sich keine Gelegenheit entgehen lasse, die Frommen in seine Gewalt zu bringen, weshalb stets die größte Wachsamkeit geboten sei. Gregor der Große erzählt von einer Nonne, in der sich, da sie einst vergaß das Zeichen des Kreuzes auf ein von ihr gegessenes Salatblatt zu machen, der Teufel so fest setzte, daß St. Equitus seine ganze Beschwörungskunst aufbieten mußte, denselben zum Weichen zu bringen.

Nach Cäsar von Heisterbach bekümmerte sich der Teufel beständig um menschliche Angelegenheiten; besonders suchte er in Gestalt einer üppigen Frau die Heiligen zu verführen und sich Gewalt über schwangere Weiber zu verschaffen. Sprenger, einer der Verfasser des berüchtigten Hexenhammers, bemerkt, wenn ein Mann zu seiner schwangeren Frau sage, der Teufel soll sie holen, so sei das Kind dem bösen Geiste verfallen; ja, er behauptet sogar, mehrere solcher unglücklichen Kinder gesehen zu haben. Jedes derselben hatte einen solchen Appetit, daß es nicht von fünf Ammen gestillt werden konnte; trotzdem sahen alle mager und abgezehrt aus, waren auch sehr schwach.

In der folgenschweren Bulle, die Papst Innocenz VIII. 1484, also im ersten Jahre seiner Amtsführung erließ, machte er die Welt auf die Tatsache aufmerksam, daß besonders in Deutschland die Zahl der Incuben, Succuben und Hexen in erschrecklicher Weise zugenommen hätte und daß, währenddem die erstgenannten hauptsächlich auf die Verführung junger Frauen und Männer ausgingen, die letzteren das heilige Sakrament verlästerten und durch gottlose Handlungen und Zaubersprüche den Weinbergen, Obstbäumen und Tieren empfindlichen Schaden zufügten. Deshalb beauftragte dann der Papst „seine geliebten Söhne“ Heinrich Institor und Jacob Sprenger, in Oberdeutschland und im Rheingebiete auf diese Übeltäter und Übeltäterinnen zu fahnden und die Ketzerei mit allen Mitteln auszurotten.