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Saß ihr Kindlein still in seiner Wiege,
Lächelnd spielts mit einem goldnen Apfel,
Und die Gattin spricht des Djakon Stefan:
„Dank für alles sei dir, lieber Herrgott,
Daß die beiden alten Wandrer kamen,
In der Wiege mir das Kind geschlachtet,
Auf das rote Blut vom Kindlein fingen,
Mit dem Blut besprengt die weißen Höfe;
Denn was stumm war, hat sogleich geredet,
Und was blind war, hat gesehen alles.
In der Wiege sitzet jetzt das Kindelein,
Lächelnd spielts mit einem goldnen Apfel.
Aus der Wiege da beginnt das Kindlein:
„Süße Mutter, o du süße Nahrung,
Jene waren keine alten Wandrer,
Engel Gottes sind die zwei gewesen!“[1]

Nach einer alten Sage wurde dem am Aussatze leidenden Kaiser Konstantin angeraten, sich zur Linderung in dem Blute von dreitausend Kindern zu baden, doch zog er es vor, sein Leben unter dieser Bedingung nicht zu verlängern.

Als Papst Innozenz XIII. im Sterben lag, kam sein jüdischer Arzt auf den Gedanken, ihm das Blut von drei zehnjährigen Knaben einzuflößen; der Kranke ging jedoch nicht auf diesen Vorschlag ein, sondern stieß den Doktor von sich.

Konrad von Würzburg, ein frömmelnder und redseliger, aber an Erfindungsgabe armer Dichter des 13. Jahrhunderts, erzählt in einem die alte in Frankreich und England damals wohlbekannte Sage von Amicus und Amelius behandelnden Gedichte von Dietrich, dessen Aussatz nur durch das Blut der Kinder seines besten Freundes Engelhard geheilt werden konnte; da es ihm jedoch unmöglich war, ein solches Opfer zu verlangen, so tötete der Freund seine beiden Kinder heimlich, und das Blut derselben bewirkte seine Gesundheit. Als Engelhard zu Hause ankam, traf er die Kinder beim lustigen Spiele


  1. L. A. Franke. Gesammelte poetische Werke, III.