Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/58

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Der Glaube der alten Deutschen war eine Religion der Streiter und Kämpfer. Ohne Krieg hatte das Leben keine Bedeutung für sie. Ihre heiligste Tugend war die Tapferkeit, ihre Sehnsucht galt dem Tode auf dem Schlachtfelde. Nach der jüngeren Edda hatte Loki die Sünde in die Welt gebracht und das Herz der Menschen mit üblen Leidenschaften und Gelüsten erfüllt. Er beschimpfte die Götter, tötete auch meuchlings Balder, den Gott des Lichtes und der Reinheit, worauf er in Asgard nicht mehr geduldet wurde.

Im Mittelalter bildete der Teufel in Deutschland eine Macht, mit der jeder gläubige Christ rechnen mußte, wenn ihm das irdische Leben und die himmlische Seligkeit lieb waren. Er war an jedem Unglück irgendwelcher Art schuld. Ein Spruch aus einem Bündlerischen Landesprotokoll vom Jahre 1548 lautet;

„Mönchen und Pfaffen,
Nunnen und Affen,
Viltzluß und Fledernüß,
Hudern und bös Gelt,
Tragt den Teufel in alle Welt.“

Wenn irgendwo Feuer ausbrach, dann bließ er so lange darauf, bis alle Häuser verbrannt waren; wenn ein Priester in seinem Bevier las, machte er ihn so müde, daß er einschlief; verheerte eine gefährliche Seuche das Land, so hatte er sie geschickt. Er trat in allen erdenklichen Gestalten, als fahrender Scholast, Priester, Jäger, Tänzer, Affe, Kröte, Schlange, Hund usw. auf, wenn er nur Aussicht hatte, eine Menschenseele zu gewinnen.

Für Luther war der Teufel eine wirkliche Person, deren sich Gott bei Ausführung der Strafe so wie auch zur Versuchung der Menschen bediente. Er unterbrach den Reformator häufig bei der Arbeit, besonders als dieser sich mit der Übersetzung der Bibel beschäftigte. In jedem Unglücksfalle witterte Luther das Werk des Teufels, und seine echten Nachfolger tun dies noch auf den heutigen Tag. Der überfromme Vilmar behauptete sogar allen Ernstes, einst den Teufel gesehen zu haben und verlangt von einem pflichttreuen Geistlichen, der recht lehren und