Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/6

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des Umgangs mit dem Teufel überführt und dann verbrannt wurden (convicta et combusta). Die letzte derartige Hinrichtung wurde in England 1716 vorgenommen; es wurde damals Frau Hicks mit ihrer neunjährigen Tochter dafür gehängt, daß sie ihre Seele dem Teufel verkauft und durch Abziehen ihrer Strümpfe und durch Seifenschaum einen schrecklichen Sturm erregt hatten.

Trotzdem ist der Hexenglaube in England ebensowenig ausgestorben, wie in andern christlichen und unchristlichen Ländern. In der Londoner „Times“ vom 18. Dezember 1845 befindet sich folgende, dem zu Iverneß in Schottland erscheinenden „Courier“ entnommene Mitteilung: „Nicht weit von Louisburg lebt ein Mädchen, das bis vor wenigen Tagen im Rufe stand, eine Hexe zu sein. Um ihm die Zauberei gründlich zu vertreiben, setzte es ein Nachbar in ein Loch, umgab es mit dürrem Holz und Hobelspänen und zündete diese an. Glücklicherweise trug das Kind keine gefährlichen Brandwunden davon, doch wurde es nach der Aussage intelligenter Nachbarn dadurch von seinem hexenähnlichen Aussehen befreit und machte sich später auch keiner Zauberei mehr schuldig.“

Es gibt kein Land ohne Hexensagen. Überall wird erzählt, daß diese Unholdinnen der Hausfrau das Buttern erschweren oder unmöglich machen, daß sie den Teufel verehren und Unzucht mit ihm treiben, daß sie durch die Luft auf Besenstielen, Ofengabeln, Böcken, Katzen, Hunden und sogar auf Menschen reiten, daß sie Gewitterstürme verursachen und die Kinder krank machen oder am Wachstum verhindern. Angesichts dieser Tatsachen darf man sich nun nicht verwundern, daß stets die schrecklichsten Mittel zur Ausrottung derselben angewendet wurden, besonders in Zeiten, da man infolge der Unkenntnis der Naturgesetze natürliche Vorgänge nicht auf natürliche Ursachen zurückführen konnte.

Vom Mitleide der Hexen gibt es nur wenige Beispiele. Als einst ein Tyroler in Koblenz am Heimweh erkrankte,[1] aber kein Reisegeld besaß, setzte ihn eine Hexe auf ihren


  1. I. A. Heyl, Volkssagen, Gebräuche und Meinungen aus Tyrol. Brixen 1897.