Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/220

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

so wenig gemeinsam, als wären sie aus einer anderen Welt und sollten damit so wenig in Berührung kommen, wie mit den Wolken da droben!

Viel mehr Ähnlichkeit besaßen sie mit denen, die gefesselt auf den Wagen ins Thal geführt wurden.

So unberührt waren sie aufgewachsen, so harmonisch, so eigenartig in ihrer Schönheit und ihren Sitten. Auf steilen Höhen in ganz für sich gelegenen Erdenwinkeln führten sie ihr Dasein, ohne Herren und Knechte. Unwissend bis zur Rührung und für alles Große der Zivilisation verständnislos, begegneten sie ihren Errungenschaften mit kindlichem Lächeln auf den Lippen.

So waren sie, jene Kinder der Wälder, die um keinen Preis Hand anlegen wollten an die, die von ihrer Höhe gestürzt wurden.

„Wer seid ihr?“ hatten sie mißtrauisch die gefragt, die gekommen waren, sich den Nutzen der Schlacht auszurechnen – „welches Glaubens? Wohl keine Christusmörder?“ – und dabei griffen sie nach ihren feingeschnitzten Hacken, die sie fast nie aus den Händen ließen. Für Waffen hatten sie Sinn.

Als sie zum ersten Male die Rollbahn fahren sahen, bekreuzten sie sich und spieen weit von sich.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/220&oldid=- (Version vom 13.9.2022)