Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/225

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

feindselig zischenden Ungetüms, das mit seinem Erscheinen Licht, aber auch namenloses Elend brachte!

Noch hatten sie keine Ahnung von jener tiefen, zersetzenden Sehnsucht mit dem kranken Lächeln um den Lippen, die nur die Bildung und Kultur hervorruft! … Sie lebten in den Tag hinein, unbekümmert um die Zukunft und ihre Gestaltung, ihre Wünsche waren klar und bündig, und die Bedingungen ihres Glückes … Sonnenschein und ein blauer Himmel … … …

Im Thale waltete reges Leben. Eine große Dampfsäge war im Betriebe. Ziegelrote Schlöte von imposanter Größe erhoben sich vom Boden und spieen schwarze Rauchwolken unter den Himmel – während im Fabrikgebäude ein Getöse herrschte, ein Brausen und Zischen, das alle anderen Laute übertönt wurden.

Rings herum lagen tausende von Brettern, hochaufgestapelt, fertig zum Transport, und kreuzweise übereinandergelegt, schmale und breite, und Massen von noch ungeschnittenen Stämmen harrten ihres Todes.

Da lagen noch Riesen von mehreren Metern Umfang, wahre Wunder an Alter und Schönheit, und schlanke, blutjunge Tannen.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/225&oldid=- (Version vom 13.9.2022)