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Fast ohne Unterbrechung wurden frische Stämme in die Fabrik hereingewälzt, um schon nach kurzer Zeit, in dünne Bretter geschnitten, hinausgeschoben zu werden. Die Bahn brachte immer neue Opfer, und der nie ruhende Moloch verarbeitete sie in erstaunlich kurzer Zeit. Auch diesmal wieder.

Die Lokomotive wurde von den Wagen abgetrennt, und diese rollten allein mit ihren Gefangenen ein Stück vorwärts und nach dem Lagerplatze zu.

Hier wurden den Stämmen die Ketten gelöst, und man lud sie ab.

Als sie am Fabrikeingange vorbeigerollt wurden, vernahmen sie die Worte des Sägemeisters, mit denen er einen Gast belehrte: „Die Waldungen wurden von der Firma O. & C. vom Religionsfonds gekauft. Man sägt schon sieben Jahre und hat noch drei Jahre zu sägen. Täglich werden siebenhundert Stämme zerschnitten …“

Siebenhundert Stämme täglich! – Wie ergreifend deutlich dies klang! – Siebenhundert ihrer Genossen täglich vernichtet, die jeder von ihnen Jahrzehnte, ja, zu Hunderten von Jahren gebraucht hatte, um sich zu diesem Umfange zu entwickeln!

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/226&oldid=- (Version vom 13.9.2022)