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und andere widerstandsfähige Gewächse und Blumen, die einst voller Üppigkeit gewuchert, waren am Boden auseinandergezerrt. Denn über alle wurden ja tausende und tausende Kolosse gewälzt! … .

Hie und da zur Erde gedrückte Maulbeersträuche, ihrer Kraft noch nicht beraubt, trugen reichlich ihre blutroten Beeren, und sie schimmerten aus der Ferne aus mattgrünem Hintergrunde hervor wie Blutlachen …

Kleinlaut sickerte zwischen dem Gestein der einstmals übermütige Bach. Massen von abgehackten Zweigen, Baumrinden und Holzspänen dämpften sein lautes Rieseln für lange, unbestimmte Zeiten.

Adler und Habichte verließen ihre Stätten und verirrten sich nur selten in diese Gegend. Kaum daß sie einige Male zur Frühlingszeit im raschen Fluge die einstmals so stolze Heimat passierten. Öde, verwüstet, bar aller ursprünglichen Schönheit, eines fast erdrückenden Reichtums – waren die Berge gleichsam zum Hohne zurückgeblieben und konnten es nicht verhindern, daß die sengenden Strahlen der Sonne die zurückgebliebene Flora, welche den tiefsten Schatten erforderte, erbarmungslos ausbrannte.

Die zurückgelassenen, kaum dem Boden entwachsenen

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/235&oldid=- (Version vom 13.9.2022)