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Fichten und Tannen, welche durch Zufall unverletzt geblieben waren, standen traurig und verlassen.

Stürme und Sonnenglut zogen abwechselnd über ihre jugendlichen Kronen, die lange nicht gestählt genug waren, um all’ das Ungemach der Witterung zu ertragen. Die Hundertjährigen hatten sie mit ihren stämmigen Armen bis jetzt vor allem geschützt – aber nun?

Und wenn sie auch allem trotzten? Aller Sonnenglut, die so gierig ihre jungen Säfte austrank, allen Stürmen, die ihre Kronen zu brechen begehrten, aller Kälte und allen übrigen äußerlichen Gefahren – was dann?

Vergriff sich dann nicht auch an ihnen, wenn sie schon in ihrer stolzesten Pracht da ständen, in Üppigkeit prangend – über sich nur den Himmel anerkennend – dieselbe ruchlose Hand? Und sie beschlossen zu sterben.

… … …


Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/236&oldid=- (Version vom 13.9.2022)