Seite:Kurze Anleitung Forte-Piano 36.jpg

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ihm ein Ton. Man glaubt dieselben Töne ohne Unterbrechung gleich stark fortdauern zu hören. Für ihn ist dies leicht, weil seine Hand die ruhigste Lage hat. Seine Finger bleiben zwar immer auf den Tasten liegen; dennoch aber heben sie sich so hoch, daß die Tasten Platz gewinnen, wieder in ihre Ruhe zurückzugehen, damit die Hebung des Hammers bei dem neuen Anschlage nicht versage.

So wenig er sein Forte Piano tyrannisirt, so wenig ist er auch ein Sclave desselben. Er überläßt sich kühn dem ganzen Feuer der Begeisterung; allein der reine Geschmack hält die Zügel, und läßt ihn nie in häßliche Töne ausarten.

Im Adagio, bei dem Ausdrucke sanfter, trauriger Gefühle, weiß er so schön der herrschenden Empfindung gemäß sein Instrument sprechen zu lassen. Richtig fühlend, bekannt mit der Kunst, dieses Gefühl an den Tag zu geben, weiß er seine Töne fliessen zu machen, ohne daß sie schleichen; sein Piano so auszuführen, daß es unsere Aufmerksamkeit fesseln muß. Den Ausruf des Schmerzes wird er nie grell, oder durch knirschenden Ton, sondern lieber gemildert ausdrücken; denn der Schmerz erweckt bei dem Zuhörer wie bei dem Zuschauer nur alsdann Gegenempfindung, wenn er verschönert oder edel dargestellt wird. 'Vor dem rohen Ausdrucke flieht Jedermann.

Der Spieler hört endlich auf, und läßt die angenehmsten Eindrücke in den Zuhörern zurück, welche nie unempfindlich gegen wahre Schönheiten sind. Wodurch erregte er