Seite:Kurze Darstellung des Ablaßwesens, wie es noch jetzt im katholischen Franken im Gange ist.pdf/13

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 Die bekannten Scapulir- und Rosenkranz-Brüderschaften sind die herrschendsten; aber die Lüge ist gar zu grob und schändlich, womit die Karmeliter-Mönche behaupten: daß das Scapulir[1] gegen jähen Tod, gegen Feuer- und Wassersgefahr schütze, und womit sie noch heut zu Tage


    [133] Schrift sagt: wenn ihr alles gethan habt, was ihr zu thun schuldig; so sprecht, wir sind unnütze Knechte, wir haben gethan, was wir zu thun schuldig waren. Die Mönche wollen jährlich so viele gute Werke übrig haben, woraus sie den Laien nicht nur auf Erden, sondern auch im Fegfeuer mittheilen wollen. Das beweisen ihre Affilianzen, welche sie ihren geistlichen Vätern und andern Gutthätern zustellen. Affilianzen sind gedruckte Zettel mit dem Siegel ihres Ordens-Generals, wodurch Theil gegeben wird an allen guten Werken, Geiseln, Fasten etc. etc. sowohl im Leben, als im Tod. Diese Zettel werden von verschiedenen Andächtigen aus dem Pöbel in Rahmen mit Glas gefaßt, und sie gelten ihnen unendlich mehr, als das Bildniß des gekreuzigten Heilandes.]

  1. b) Ist ein Stück Kleid, das von vornen und hinten über die gewöhnliche schwarze Kutte dieser Mönche herunterhängt. Bey den Laien aber, welche Mitglieder der Scapulir-Brüderschaft sind, besteht es aus zwey mit langen Bändern aneinander hängenden wollenen Lappen, davon der eine auf der Brust, der andere auf dem Rücken getragen wird: dem ersten ist ein Marienbild, dem andern ein Anastasius-Kopf, als Mittel gegen Hexerey, aufgenähet. Bey den Mädchen ist es gemeiniglich der Custos pudicitiae, so wie bey den Tertianerinnen (einer andern weiblichen Bruderschaft) der Franciscusgürtel. Aber beyde halten oft sehr schlechte Wache.