Seite:Kurze Darstellung des Ablaßwesens, wie es noch jetzt im katholischen Franken im Gange ist.pdf/16

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 Man ließ sogar in Städten bey Leichenbegängnissen über den Sarg, wenn er zum Grabe getragen wurde, vermuthlich weil ein Ablaß darauf gelegt war, welcher der Seele des Verstorbenen noch zu gute kommen sollte, einen zu diesem Gebrauche besonders verfertigten, – geweihten – mehr als 7 Schuhe langen, aus faustdicken Patern (pater noster) bestehenden Rosenkranz legen, der kurz vor der Einsenkung abgethan, und dem Prediger-Kloster, das ihn fürs Geld hergegeben hat, wieder zurück gestellt wurde. Noch vor 10 bis 12 Jahren konnte man dieses einträgliche Gaukelwerk der Mönche in Wirzburg sehen.[1]

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    [136] schlechten Büchern ist das katholische Frankenland überschwemmt. Der gemeine Mann kauft und liest sie; denn sie sind die wohlfeilsten.]

  1. 6) [Der Wirzburgische geistliche Rath, Herr Staubach, brachte es als Dompfarrer endlich dahin, daß dieser Mißbrauch mit dem großen Rosenkranze unterbleiben mußte. Zur Ursache gab er an: Die Leute hätten bey Leichenbegängnissen ohnedem Aufwand genug, den man nicht erst durch die Ausgabe für die Herbeyschaffung dieses Rosenkranzes noch vermehren müßte. Die Dominicaner erwiederten: obs denn mit dem rothen Baartuche der Contraternitaer corporis Christi eine andere Beschaffenheit habe? Man bekomme ja dieses auch nicht umsonst? – Aus solchen Quellen fließt oft der Eifer für vermeinte Aufklärung. O quantum est in rebus inane!]