Graf Wilhelm von Castell, in seinem Hause der vierte dieses Namens, stiftete im Jahr 1455 das Kloster Birklingen, eine Stunde von seinem Stammschloß im Walde. Diese, bey den damahligen bedrängten Umständen der Grafschaft Castell, äusserst unzeitige Unternehmung wurde vorzüglich, ausser dem Aberglauben jener Zeit, von der großthuerischen und verschwenderischen Gemahlin Graf Wilhelms, Anna, einer gebornen Gräfin von Helfenstein, veranlaßt; als welche ihrem Gemahl beständig anlag ein ansehnliches Kloster zu seinem, und seiner Nachkommen Erbbegräbniß zu stiften. An diesen Klosterbau, welcher im J. 1455 angefangen wurde, hat Graf Wilhelm fast die letzten Kräfte seiner damahls äusserst verschuldeten Grafschaft gewendet, so daß diese Stiftung wohl eine Hauptursache mit war, weswegen sich der Graf im Jahr 1457 genöthiget gesehen, seine Grafschaft dem Hochstift Wirzburg zu Lehen aufzutragen. So theuer mußte er die heilige Ehre bezahlen, von seiner Armuth ein Kloster gestiftet zu haben!
W.: Kurze Geschichte des ehemaligen Klosters Birklingen in der Grafschaft Castell in: Journal von und für Franken, Band 5. Raw, Nürnberg 1792, Seite 550. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kurze_Geschichte_des_ehemaligen_Klosters_Birklingen_in_der_Grafschaft_Castell.pdf/1&oldid=- (Version vom 1.8.2018)