Seite:Kurze Lebens-Notizen zu der Portrait-Gallerie merkwürdiger Luzerner auf der Bürgerbibliothek in Luzern.pdf/133

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


242 Renward Brandstetter

Er wurde am 29.7.1860 in seinem Heimatort Beromünster. Der Vater war dort Arzt. 1868 übersiedelte dieser mit der Familie und der ärztlichen Praxis nach Malters. Renward besuchte dort die Volksschule. 1872 zog der Vater nach Luzern, wo er als Lehrer der Mathematik an der Kantonsschule wirkte. Renward besuchte hier das Gymnasium und Lyceum. 1880 bestand er die Matura. Anschliessend besuchte er in Basel und Leipzig die Universität, um sich der allgemeinen wie der germanischen und indogermanischen Sprachwissenschaft zu widmen. 1883 doktorierte er nach nur sechs Semestern mit Auszeichnung. 1884 wurde er Lehrer an der Kantonsschule Luzern für die klassischen Sprachen, um später den Deutschunterricht an den obersten Klassen dieser Schule zu übernehmen. Als Germanist wandte er sein Interesse vorerst der Erforschung des heimischen Idioms zu. Die ersten Arbeiten betreffen die Theaterverhältnisse im mittelalterlichen Luzern, so "Die Regenz bei den Luzerner Osterspielen", Unter dem Pseudonym "Rämmert vom Mösli" schrieb er Kurzgeschichten im Luzerner Dialekt. Um 1890 begann seine exklusive Zuwendung zur indonesischen Sprachenwelt. Seine Monographienreihe "Wir Menschen der indonesischen Erde” begründete seinen Weltruf als Sprachenforscher. Seine Schriften wurden ins Holländische, Englische, Spanische und Französische übersetzt. 1909 verlieh ihm die Stadt Luzern das Ehrenbürgerrecht. 1921 wurde er Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Universität Genf. Auch war er Mitglied von mehreren gelehrten Gesellschaften, so u.a. der Sprachforschenden Gesellschaft der Sorbonne. Im Sommer 1927 trat er vom Lehramt zurück. Seinen Ruhestand verlebte er in Lugano, wo er am 17.4.1942 starb und wo er auch beerdigt sein wollte.