Seite:Kurze Lebens-Notizen zu der Portrait-Gallerie merkwürdiger Luzerner auf der Bürgerbibliothek in Luzern.pdf/88

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


198 Alois Lütolf

Als ältester von 9 Geschwistern wurde er am 23.6.1824 in Gettnau geboren. Sein Vater war Dorfschmied in Nebikon, wo Alois die Volksschule besuchte. An den Gymnasien in Schwyz und Luzern holte er sich sein humanistisches Rüstzeug. Als Student wurde er für den Sonderbundskrieg 1847 eingezogen. Im gleichen Jahr begann er seine theologischen Studien in Freiburg i.Br., die er 1850 in München abschloss. In Solothurn wurde er 1850 zum Priester geweiht. 1853-56 war er als Lehrer für Geschichte an der Kantonsschule in St. Gallen tätig. 1856 bekam er die Pfarrpfründe an der Sentikirche in Luzern. Hier fand er Zeit für historische und theologische Publikationen. 1864 wurde er vom Bischof zum Subregens ans Priesterseminar in Luzern berufen.

1865 erschien seine Sammlung der "Sagen, Gebräuche und Legenden aus den fünf Orten", die grosse Anerkennung fand und heute noch als Quelle volkskundlicher Forschung dient. Ab 1862 wurde Lütolf geschätzter Mitarbeiter am schweizerischen "Idiotikon". 1863 redigierte er mit Prof. Suppiger das "Kirchenblatt der kath. Schweiz". Nach dem Tode von J.E. Kopp übernahm Lütolf dessen wissenschaftlichen Nachlass zur weiteren Bearbeitung. 1868 ernannte ihn Bischof Lachat zum Professor für Kirchengeschichte und Archäologie an der theol. Fakultät Luzerns. Im gleichen Jahr wurde er als Chorherr des Stiftes St. Leodegar gewählt. Für sein reiches literarisches und wissenschaftliches Schaffen erhielt er 1870 von der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich den Ehrendoktor der Philosophie und von der Universität Tübingen den Ehrendoktor der Theologie.

Alois Lütolf starb nach kurzer Krankheit am 8.4.1879.