Seite:Löhe, Wilhelm Die bayerische Generalsynode vom Frühjahr 1849 und das lutherische Bekenntnis.pdf/27

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sagen, als daß viel mehr Bekenntnistreue als früherhin zu bemerken war; oder man legt den Maßstab einer wahrhaft kirchlichen Synode an, und dann ist das Ergebnis ein trauriges. Viele Synodalen und ihnen gleichgesinnte andere Mitglieder der bayerischen Landeskirche stehen auf dem ersten Standpunkt und sind deshalb sehr zufrieden. Wir können es leider nicht sein. Wir können uns gegen die Forderung nicht wehren, daß die Synode einer lutherischen Landeskirche nicht theilweise, sondern ganz und völlig lutherisch sein soll. Und für lutherisch wird doch die bayerische Landeskirche gehalten.

 Ein ehrenwerther Abgeordneter, welcher nach seiner Gemüthsart keineswegs die strengsten Anforderungen zu stellen pflegt, gab dennoch zu, man habe nicht drei Tage bei der Synode sein können, ohne die Ueberzeugung zu gewinnen, daß die Synode keine lutherische genannt werden könne. Nicht bloß waren die meisten weltlichen Abgeordneten, als rechte Bilder der bayerischen Gemeinden, ferne von kirchlicher Erkenntnis und Bewußtsein, wenn sie nicht gar blinde Feinde der kirchlichen Richtung waren; sondern auch unter den geistlichen Mitgliedern herrschte eine große Verschiedenheit. Eine äußerste Rechte, ein Centrum, eine äußerste Linke – und was alles dazwischen konnte finden, wer wollte. Und doch sollte eine Synode einhellig und einmüthig wenigstens im Bekenntnis sein. Sie repräsentirt ja doch die Kirche, welche im 7. Art. der Augustana, als Minimum der Eintracht fordert, daß einträchtiglich nach reinem Verstand das Evangelium gepredigt und die Sacramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden“, – und sich dafür auf das Wort des Apostels Eph. 4, 5. 6. beruft: „Ein Leib, Ein Geist, wie ihr berufen seid zu einerlei Hoffnung euers Berufs, Ein HErr, Ein Glaube, Eine Taufe.“ Der Anfang und das Ende der Synode war von einem confessionellen Sturm bezeichnet. Er wurde beide Male beschwichtigt, am Ende mit großer Mühe. Aber wenn sich die wilden Kräfte legen, sind sie damit neugeboren