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159 Ethnographie – Evangelisch 160

Philos. Lehre v. Wollen u. Handeln.

Ethnographie, Ethnologie = Völkerkunde.

Ethologie, Zool.: Lehre v. d. Aufenthaltsorten u. der Lebensweise der Tiere.

Ethos, Charakter, sittl. Gemüts- od. Sinnesart.

Etikette, Aufschriftzettel; Umgangsform, Hofsitte.

Etiolieren = Vergeilen.

Eton, mittelengl. St., 3000 E; E.-College, älteste Lateinschule (1440) Englands.

Etrurien (Tyrrhenia, spät. Tuscia, Toskana), mitteilt. Landsch., am Tyrrhen. Meer. Die Etrusker (Rasennae) waren Nichtindogermanen, der myken. Kultur nahestehend, Sprache noch nicht erklärt. Blütezeit 800–400 v. Chr. 280 röm. 1801–07 war E. Königreich. Etrusk. Kunst (bis 4. Jh. v. Chr.) die vorröm. Kunst Italiens. Gewölbebau; Tempel mit tiefer Säulenhalle. Wandmalereien: phantast. Tiere, mytholog. u. Szenen aus d. Leben. Statuen aus gebranntem Ton (Sarkophagdeckel) ↑ Taf. Sp. 585.

Etsch, Fl. in N-Italien, 415 km.

Etschmiadsin, Kloster westl. Eriwan, Sitz der Patriarchen aller Armenier.

Ettal, oberbayr. D., bei Garmisch, 1100 E; Benediktinerabtei (Kirche 1744).

Ettlingen, bad. St., südw. Karlsruhe, 9500 E.

Etüde, mus. Übungsstück.

Etui, Behältnis, Kapsel.

Etymologie, Forschung nach Herkunft u. urspr. Bedeut. d. Wörter.

Etzel = Attila 1).

Euböa, größte grch. Insel, 3775 qkm, 117 000 E.

Eucharistie, Danksagung; kath.: Abendmahlsfeier, Altarsakrament, Allerheiligstes. Eucharistische Kongresse, Internat, kath. Zusammenkünfte.

Eucken, Rud., idealist. Philos., 1846–1926.

Eudämonismus, „Glückseligkeitslehre“.

Eugen,

1) E., Erzhzg. v. Österr., *1863, 1914–18 Heerführer.
2) E. Beauharnais, Vizekönig v. Italien, 1781–1824, Stiefsohn Napoleons I.
3) Franz E., Prinz v. Savoyen, Feldherr („Prinz E.“), 1663–1736, Feldmarschall gegen die Türken (1697 bei Zenta) u. im Span. Erbfolgekrieg (1704 bei Höchstädt).

Eugenie, E. Maria de Guzmán, Kaiserin der Frz., 1826–1920, 1853 Gemahlin Napoleons III.

Eugenik, Lehre v. den die angebornen Eigenschaften einer Rasse veredelnden Einflüssen u. Versuch, die Fortpflanzung eines Volks nach einer für günstig gehaltenen Richtung zu beeinflussen.

Eugenol, duftendes Öl, bes. im Nelkenöl.

Eukalyptusbäume, Myrtengewächse, bis 150 m, Australien; Nutzholz, Gerbstoff, aus den Blättern Eukalyptusöl.

Euklid, E. v. Megara, grch. Philos., um 400 v. Chr., verband Sokrates’ Lehren mit denen der Eleaten.

Euklidische Geometrie, die v. Euklid (um 300 v. Chr., Alexandria) aufgestellte, uns geläufige Geometrie im Gegensatz zu der in höherer Math. u. Physik angewendeten „Nichteuklidischen“.

Eulen: Uhu.

Eulen,

1) räuber. Vögel, mit Federkranz („Schleier“) um Augen, meist nützlich: Schleiereule, 32 cm, in Türmen, Baumhöhlen; Steinkauz, 21 cm, in Wäldern und Gärten („Totenvogel“); Waldkauz, 45 cm, in Wäldern; Uhu, 75 cm, in Wäldern, sehr selten.
2) Schmetterlingsfamilie, Nachtfalter, meist graubraun u. schwärzl.; Schädlinge, z. B. Saateule, Hausmutter, Forl-, Himbeereule.

Eulenberg, Herb., neuromant. Dichter, *1876; Dramen: „Belinde“, „Alles um Liebe“, Rom., Essays: „Schattenbilder“.

Eulenburg, Philipp, Fürst zu E.-Hertefeld, 1847–1921, Vertrauter Wilhelms II., 1908 wegen Meineidsverdachts in (nicht beendeter) Untersuchung.

Eulengebirge, Teil des Glatzer Geb.; Hohe Eule 1014 m.

Eulenspiegel, Till, † 1350 Mölln, Held der im Schwankbuch von 1515 gesammelten Handwerksburschenstreiche.

Leonhard Euler.

Euler, Leonh., Math., 1707–83, auf allen Gebieten der Math.

EumenidenErinnyen.

Eunuch, Kastrat, bes. als oriental. Haremswächter.

Eupatoria, St., auton. Rätestaat Krim, 24 000 E.

Eupen, seit 1920 belg. St., südl. Aachen, 12 500 dt. E.

Eupen-Malmedy, zwei 1920 an Belgien gefallene pr. Landkreise des westl. Rheinl., 1035,8 qkm, 60 000 E.

Euphemismus, beschönigender Ausdruck.

Euphonie, Wohlklang.

EuphorbiaWolfsmilch.

Euphorie, Wohlbefinden, oft bei körperl. Erkrankungen u. geistigen Störungen; auch kurze Besserung vorm Tode.

Euphrat, Fl. in Vorderasien, 2770 km.

Euphrosyne, eine der Chariten.

Eurasien, Festland v. Europa u. Asien, größte zus.hängende Landmasse der Erde (54 Mill. qkm, 1350 Mill. E).

Eurhythmie, wohlgeordnetes Verhältnis in Takt, Rhythmus der Musik, Bewegung, Sprache, Tanz.

Euripides.

Euripides, grch. Tragiker, 480–406 v. Chr.; „Medea“, „Hippolytos“, „Iphigenia in Aulis“, „Iphigenia bei den Tauriern“, „ Alkestis“, „Andromache“, „Die Schutzflehenden“, „Die Troerinnen“, „Elektra“, „Orestes“.

Europa, phöniz. Königstochter, v. Zeus (in Stiergestalt) entführt.
Europa (↑ Karte Sp. 185), viertgrößt., reichstgeglied. Erdteil, 10 Mill, qkm, 473 Mill. E. Nach Bau u. Oberflächengestalt 2 Zonen: Falten- u. Kettengeb. im S (Alpen, fortges. südö. durch Apenninen u. Dinarisches Gebirgssystem, östl. dch. Karpaten) u. die geolog. sehr alten, plateauförm. Schollen des N (Osteurop. Tafel, Norddt, Frz., Ung. Tiefebene, frz. u. dt. Mittelgeb.).

Die atlant. Gebiete haben infolge d. vorherrsch. Ozeanwinde (Golfstrom) ozean. Klima; Niederschlag reichl. u. gleichmäßig. Ost-E. im Winter und Sommer streng kontinental; Niederschlag gering, bes. im Sommer. Süd-E. hat subtrop. Mittelmeerklima mit heißen, trocknen Sommern u. heftigen, im ganzen nicht großen Niederschlägen im Winter.

Im höchsten N Tundra od. Moossteppe; nach S Zone des Nadelwaldes m. Kiefer, Fichte, Lärche, Birke; Gerste, Hafer; Mittel-E.: sommergrüne Laubwaldzone mit Buche, Eiche, Linde, Nadelbäumen (Weißtanne); Roggen, Weizen, Wein, Stein-, Kernobst; Süd-E.: immergrüne Waldzone mit Öl-, Maulbeer-, Lorbeerbaum, Zitrone, Wein, Pinie, Zypresse; Ost-E.: Grassteppenzone mit Zwiebelgewächsen.

Tierwelt gehört zur paläarkt. Region. ↑ Tiergeographie.

Die Bev. ist rassisch stark gemischt. Der größte Teil sind Germanen, Romanen u. Slawen. Mongolen sind Finnen (Ungarn, Samojeden, Esten), Turkstämme (Tataren, Baschkiren, Kirgisen, Turkmenen, Osmanen) u. echte Mongolen (Kalmücken). Über 96,5% Christen (179 Mill, röm.-kath. [bes. Romanen], 99 Mill. ev. [Germanen], 104 Mill, grch.-kath. [Slawen]), je 9 Mill. Juden und Mohammedaner. E. hat v. allen Erdteilen weitaus die größte Volksdichte: 47 E auf 1 qkm. An Stelle der Abhängigkeit von Bodenschätzen u. Fruchtbarkeit des Ackers vielfach Abhängigkeit v. der Verkehrslage u. den polit. u. wirtschaftl. Verhältnissen außereurop. Länder. Süd- u. Ost-E. sind in erster Linie Agrarländer geblieben, die für die Ausfuhr erzeugen und dafür Industrieerzeugnisse eintauschen. Der z. T. erschöpfte Bergbau ist mit außereurop. Produktionsgebieten nicht mehr wettbewerbsfähig, bes. für Edelmetalle, Zinn u. Kupfer. Höhere Erträge geben Blei-, Zink- u. Eisenerze. Am bedeutendsten Vorhandensein an Steinkohle. Erdöl nur im äußern Umkreis der Karpaten. Die Industrieländer E.s haben in der Regel passive Handelsbilanz.

Europäische Konferenzen zur Durchführung der Friedensverträge v. 1919 u. zum Versuch der innern Organisation u. Befriedung Europas: Londoner Konferenz (Febr./März 1920) erkannte die Notwendigkeit des Wiederaufbaus der dt. Wirtschaft an; Brüsseler K. (2./3. 7. 1920) stellte Verteilungsschlüssel für die Reparationszahlungen auf; die K. v. Spa (5.–16. 7. 1920) regelte dt. Kohlenlieferungen u. dt. Heeresstärke. Die Pariser K. (Jan. 1921) setzte die dt. Reparationszahlungen auf 226 Milliarden Goldmark fest. Das Londoner Ultimatum (5. 5. 1921) erzwang dt. Anerkennung einer Forderung v. 132 Milliarden Goldmark, das Wiesbadener Abkommen (Okt. 1921) regelte die Sachlieferungen. In Cannes (Jan. 1922) wurde ergebnislos über Zahlungsstundung verhandelt. Die Weltwirtschafts-K. in Genua (April 1922) zeitigte Verständigung zw. Dt. Reich u. Sowjetunion im Vertrag zu Rapallo. Londoner K. (Juli/Aug 1924): Annahme des Dawesplans im Londoner Pakt; Pakt v. Locarno (Okt. 1925); Kriegsächtungspakt (Kelloggpakt 1928); in den K. im Haag (Aug. 1929 u. Jan. 1930) Annahme des Youngplans. Londoner Siebenmächtekonferenz (20.–23. 7. 1931) über die dt. Finanzkrise.

Europäisches Gleichgewicht, polit. Leitgedanke, nach dem kein einzelner Nationalstaat die Vorherrschaft (Hegemonie) in Europa gewinnen darf.

Europäisches Konzert, Zus.arbeit v. Engl., Rußl., Österr., Preußen u. Frankr. i. d. 1. Hälfte des 19. Jh. zur Lösung europ. Konflikte.

Eurotas (heute Iri), Fl. in Lakonien (Griechenland).

Eurydike, durch Schlangenbiß getöt. Gattin des Orpheus, von diesem aus der Unterwelt geführt, mußte dorthin zurück, da sich Orpheus auf dem Weg nach ihr umdrehte.

Eusebius v. Cäsarea, Kirchenschriftst., um 260–340.

Euskirchen, St. westlich Bonn, 15 000 E.

Euter, d. Milchdrüsen bei Pferd und Wiederkäuern.

Euthanasie, leichtes Sterben; Todeslinderung.

Eutin, St. nördl. Lübeck, 6900 E.

e. V. = eingetragener Verein (↑ Verein).

Eva („die Lebengebende“), Weib des Adam.

Evakuation, Entleerung; Räumung (eines besetzten Gebiets von Truppen); Ztw.: evakuieren.

Evangelienharmonie, Zus.fassung des Inhalts der 4 Evangelien zu fortlaufend. Erzähl. d. Lebens Jesu.

Evangelisation, Verkündigung des Evangeliums.

Evangelisch, auf

Empfohlene Zitierweise:
Meyers Blitz-Lexikon. Die Schnellauskunft für jedermann in Wort und Bild., Leipzig 1932, Spalten 159–160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LA2-Blitz-0097.jpg&oldid=- (Version vom 6.7.2022)