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539 Ruhrkrieg – Russische Literatur 540

Ruhrkrieg, die widerrechtl. frz.-belg. Besetzung des Ruhrgebiets zur Erzwingung dt. Reparationsleistungen 11. 1. 1923. Die dt. Regierung rief die Bevölkerung zum passiven Widerstand auf u. verbot ihren Beamten, bes. den Eisenbahnern, d. Befolgung fremder Befehle. Dieser passive Widerstand brach zwar im Herbst 1923 zugleich mit der dt. Währung zus., aber auch Frankreich u. Belgien erreichten nicht ihr Ziel einer gewaltsamen Erpressung v. Reparationen od. gar einer endgültigen Abtrennung der besetzten Gebiete vom Dt. Reich. Der aktive Kleinkrieg dt. Geheimformationen hatte keinen ausschlaggebenden Erfolg. Die Franzosen gingen gegen die dt. Beamten u. Arbeiter mit drakon. Maßnahmen vor (121 Personen getötet, 10 Todesurteile, 5 lebenslängl. Zuchthaus, 1500 Jahre Gefängnis, 131 036 Ausweisungen), schlugen den aktiven Widerstand nieder (Erschießung Leo Schlageters) u. sperrten das besetzte Gebiet durch Zollgrenze ab. 26. 9. 1923 brach Deutschland den passiven Widerstand ab; Räumung 31. 7. 25.

Ruhrort, seit 1905 Teil v. Duisburg (mit dem Hafen).

Ruisdael (Ruysdael),

1) Jacob van, * um 1628, † 1682; bedeutendster holl. Landschaftsmaler;
2) Salomon van, * um 1600, † 1672; holl. Fluß- u. Flachlandschaften.

Rule Britannia („Herrsche, Britannia“), engl. Nationallied.

Rum, Branntwein aus Zuckerrohr, etwa 75% Alkohol.

Rumänien, Kgr. an der untern Donau, 294 987 qkm, 17,5 Mill E. Hptst. Bukarest (Sommerresidenz Sinaia). Umfaßt O-Karpaten, Bihargebirge u. Transsylvan. Alpen mit d. siebenbürg. Hochland, das östl. Karpatenvorland und den südwestl. Teil des osteurop. Tieflands. Etwa 4/5 der Bev. sind in der Landwirtschaft (bes. Anbau von Mais, Weizen, Kartoffeln) beschäftigt; auch bed. Obst- u. Weinbau sowie infolge ausgedehnter Waldungen rege Holzwirtschaft. Industrie gering (213 000 Arbeiter).

Um 1300 entstand durch Zus.schluß mehrerer kl. Fürstentümer die Walachei, die im 14.–15. Jh. bis an Donau u. Schwarzes Meer vordrang. Die Moldau wurde um 1350 gegr.; abhängig vom oström. Kaiser. Von Anfang des 15. Jh. bis 1877 waren die rumän. Fürstentümer fast ununterbrochen den Türken tributpflichtig. Die Moldau wurde 1856 mit der Walachei verbunden. Alexander I. Cusa wurde als Alexander Joan I. 1859 Hospodar von Moldau und Walachei, 1861 vom vereinten R. 1866 wurde Karl v. Hohenzollern als Karol I. Fürst, 1881 König. Nach russ.-türk. Krieg 1877 von der Türkei unabhängig. 1881 schloß sich R. dem Dreibund an. 1913, nach 2. Balkankrieg, Grenzberichtigung mit Bulgarien. 1916 erklärte R., nachdem Karol gestorben, Ferdinand I. König u. der dt.-feindl. Bratianu allmächtig geworden war, an Österreich den Krieg; es wurde von den Mittelmächten fast ganz besetzt, 1918 zum Frieden v. Bukarest gezwungen, erhielt aber 1919/20 sein ganzes Gebiet wieder, dazu Siebenbürgen, den östl. Teil des Banats, einen Teil Ungarns, die Bukowina u. Bessarabien. Die Rumänen besetzten 1919 Budapest u. beherrschten militärisch Ungarn; die Entente erzwang aber den Frieden. 1927 folgte infolge erzwungenen Thronverzichts des Kronprinzen Karol dessen Sohn Michael (*1921) unter einem Regentschaftsrat. 1930 wurde Karol als König zurückgerufen, sein Sohn Michail Kronprinz.

Rumänisch, östlichste roman. Sprache, vom Slaw., Griech., Albanesischen, Türkischen beeinflußt.

Rumbenkarten, mittelalterl. Übersichtskarten des Mittelmeers u. seiner Teile, mit Strahlenbüscheln (Kompaßlinien od. Windrichtungen, Rumben).

Rumbold, Sir Horace George Montagu, *1869, seit 1928 brit. Botschafter Berlin.

Rumburg, nordböhm. St., 9000 E.

Rumelien, Landschaft, das alte Thrazien.

Rumford, Benjamin Thompson, Graf v., amer. Ingenieur, 1753–1814; erkannte die Umsetzung der Arbeit in Wärme.

Rumoren, lärmen, poltern.

Rumpffläche, wellige, stark abgetragene Hochfläche.

Rumpfparlament, durch Austritt vieler Mitglieder geschwächte Volksvertretung.

Rumpsteak, Fleischscheiben v. Nieren. od. Schwanzstück des Ochsen, auf dem Rost od. in der Pfanne gebraten.

Run, panikartiges Zurückfordern von Bankeinlagen.

Rundfunk (Radio), Verbreitung v. Nachrichten oder Hördarbietungen mit Hilfe der ↑ Funktechnik (mit Taf. Sp. 184), seit Ende 1928 auch v. Bildern (Bildfunk), für eine unbegrenzte Teilnehmerzahl über ein Gebiet, das dch. die Reichweite der Sender und die Empfindlichkeit der Empfangs-R.einrichtungen begrenzt ist. Das Recht der Errichtung u. des Betriebs v. Funkanlagen (Funkhoheitsrecht) steht ausschließlich dem Reich zu, das diese Befugnis verleihen kann. Teilnahme am R. nur mit Genehmigung der Reichspost gegen Gebühr v. 2 ℛℳ monatl.

Rundhöcker, von Gletschern abgeschliffene Felsenbuckel.

Rundhorizont, Abgrenzung der Bühne nach hinten und den Seiten durch einen hohen Halbkreis aus Leinwand, zuerst 1869 in München angewandt.

Runeberg, Joh. Ludwig, schwed. (-finn.) Dichter, 1804–77; Balladenzyklen „Fähnrich Stahls Erzählungen“.

Runenalphabet.

Runen, älteste Schriftzeichen der Germanen, in feste Gegenstände (oft Buchenstäbchen) eingeritzt.

Philipp Otto Runge: Die Eltern des Künstlers.

Runge,

1) Carl, Math. u. Physiker, 1856–1927; angewandte Mathematik u. Spektroskopie;
2) Friedlieb Ferdinand, Chemiker, 1795–1867, entdeckte Anilin im Steinkohlenteer;
3) Philipp Otto, romant. Maler, 1777–1810.

Rungholt, 1362 untergegangene Hallig vor der Westküste Schleswig-Holsteins.

Runkelfliege (Rübenfliege), 6 mm; Larven bohren in Rüben, setzen Zuckergehalt herab.

Runkelrübe (Beta vulgaris), Gänsefußgewächs, 60–125 cm, unscheinbare Blüten in Trugdolden, in vielen Sorten mit dicker, fleischiger, spindelförmiger Wurzel („Rübe“) zur Zuckerherstellung, als Viehfutter u. Salatrunkel gezogen. Die Zuckerrübe enthält 14–20% Zucker und liefert Rübenzucker. Die Futter-R. liefert die größten Rüben, vortreffliches Mastfutter; Rote Rübe, mit innen roten Wurzeln, Salatpflanze; Mangold, Blattrippen u. -stiele dick, Blätter wie Spinat als Gemüse verwendet.

Krankheiten:

1) Herz- oder Trockenfäule: nach Dürre im Spätsommer, durch Pilz, der durch Wundstellen eindringt; Herzblätter sterben ab, faulige Stellen.
2) Gürtelschorf der Zuckerrübe: Schorfbildungen auf Rübe.
3) Wurzelbrand: Keimlingskrankheit, durch Pilze.
4) Schwanzfäule: Schwanzteil der Rübe schrumpft, wird grauschwarz.
5) Sklerotienkrankheit, bes. in Kellern u. Mieten; der Pilz Sclerotina libertina löst die Rüben in wässerige Massen auf.
6) Rübenrost; rötliche und braune Blattflecken, durch Pilze.
7) Fleckenkrankheit: kreisrunde, durchscheinende Flecken, durch Pilze.
8) Falscher Meltau (Herzblattkrankheit): auf Blattunterseite, bes. der Herzblätter, schimmelartige Rasen, durch Pilze.
9) Rübenmüdigkeit: Krankheit auf Feldern, auf denen längere Zeit hintereinander Rüben gebaut wurden, erregt durch die „Älchen“ der Rübennematode Heterodera schachti.

Runse, Rinne an Bergabhängen, mit Wildbach.

Runssoro = Ruwenzori.

Rupie, Währungseinheit, ↑ Übers. Sp. 416.

Rupprecht, Kronprinz v. Bayern, *1869, 1914–18 Armeeführer.

Ruptur, Bruch, Zerreißung.

Rurik, Gründer des russ. Reichs, † 879.

Rüschen, gefaltete Besätze aus Tüll.

Ruskin, John, engl. Schriftsteller und Kunstkritiker, 1819–1900; förderte Innerlichkeit in der Kunst; soziale und eth. Schriften.

Ruß, Kohlenstoff, scheidet sich bei unvollkommener Verbrennung aus der Flamme ab; zu Ölfarbe, Lack, Tusche, Druckerschwärze, Schuhwichse.

Rüsselkäfer.

Rüsselkäfer, Käfer mit rüsselförmig verlängertem Kopf u. knieförmig geknickten Fühlern.

Russel, Bertrand Artur William, Earl, engl. Philosoph (empiristischer Realist), Mathematiker und Politiker (Kriegsdienstgegner), *1872.

Russen, Bev. des Europ. Rußlands; ostslawisch; in Randgebieten stark gemischt, bes. mit Tataren im O u. Finnen im N.

Russisch, ostslaw. Sprache: Groß-, Weiß- u. Klein-R.; Schrift: ↑ Cyrillica.

Russische KircheMorgenländische Kirchen.
Russische Kunst, in der Baukunst zunächst aus byzant. u. asiat. Stilelementen gemischt. Unter Tatarenherrschaft eigener Stil (Zwiebelkuppeln, phantast. Arabesken). Seit Peter d. Gr. mitteleurop. Bauweise vorherrschend. Im Sowjetrußland überbetonte Sachlichkeit. Die (urspr. byzant.) Malerei gerät im 18. u. 19. Jh. unter westlichen, bes. französischen Einfluß und wirkt im Expressionismus wieder auf Mitteleuropa zurück; desgl. die Bildhauerkunst.

Russische Literatur. Mit südslawischem Christentum übernahm die R. byzantinisch-religiöses Gepräge und verquickte damit russ. Einflüsse (Igor-Lied, nach 1185); außer Bylinen belehrende u. geschichtl. Schriften. Peters d. Gr. u. Katharinas II. Bemühungen (18. Jh.) fördern nur Nachahmungen westeurop. Vorbilder. Die eig. Lit. beginnt im 19. Jh. mit den romant. Versdichtungen von Puschkin u. Lermontow u. den realistischen

Empfohlene Zitierweise:
Meyers Blitz-Lexikon. Die Schnellauskunft für jedermann in Wort und Bild., Leipzig 1932, Spalten 539–540. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LA2-Blitz-0320.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)