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541 Russisches Reich – Sacharin 542

Enthüllungen Gogols. In seine, des „Slawophilen“, Spuren tritt eine große Schar (Herzen u. a.). Viele von ihnen schüren, v. der Reaktion verbannt, aus der Ferne die Revolution. Bekanntester „Westler“ ist Turgenjew. Die polit. Anklage lebt weiter bei Gontscharow; L. Tolstoj vertieft sie zur relig.-sittl. Forderung. Dostojewskij enthüllt die letzte Gesetzlichkeit des Menschenwesens. Bed. Erz. ist Leskow. Das Proletariat schildern die „Narodniki“ (die realist. Schilderer des Volkslebens der 1860–80er Jahre), Korolenko, Tschechow, Gorkij, Andrejew. Die Gesellschaft stellen Sologub u. Artzibaschew dar; Meister des geschichtl. Romans Mereschkowskij. Bedeutendste Lyriker: Fet, Sologub, Bjelyj. Das Drama (Tolstoj) steht zurück. Unter der strengen Sowjetzensur kommt nur zu Wort, was sich bolschewistisch gebärdet. Begabte Prosaisten: Babel, Ehrenburg, Fedin; neben ihnen Ssiwatschew, Gladkow, Somjonow u. die Frauen Inber, Schaginian, Sejfulina, Kollontaj. Wera Figner u. Gorkij haben sich Kritik erlaubt. Brjussow (auch Lyrik) u. Dymow stehen der Politik fern, Panin ist (sowjet-)religiös. Block gibt ungeschminkte Zeitbilder. Lyrik, Epos, Drama sind fast nur durch Majakowskij vertreten; der Film ersetzt z. T. das Theater. Im Ausland leben Mereschkowskij, Ehrenburg, Schmeljow, Krasno u. Ropschin. Lit.: A. Luther, Gesch. der russ. Lit. (1924).

Russisches Reich, früheres Kaiserreich in O-Europa und N-Asien; 1914: 22,4 Mill, qkm, 180 Mill. E; ↑ Sowjetunion.

Russisch-Japanischer Krieg Da Rußland seinen Einfluß in der Mandschurei und in Korea verstärkte, überfiel ohne Kriegserklärung Japan die russ. Flotte 9. 2. 1904 bei Port Arthur u. in Chemulpo. Stössel übergab 2. 1. 1905 Port Arthur. 1.–9. 3. nahmen die Japaner Mukden; 27. 5. wurde Admiral Roschdestwenskij von Togo bei Tsushima besiegt. Friede von Portsmouth.

Russisch-Mittelasien, RußlandSowjetunion.

Russomanie, übertriebene Vorliebe für Rußland; Russophilie, Russenfreundschaft.

Rußtau, schwarzer Überzug auf Blättern, dch. Schmarotzerpilze.

Rust, Wilhelm, Kirchenkomp., 1822–92; Hrsg. der Werke Bachs.

Rüstanker, Reserveanker.

Rüster = Ulme.

Rustika, Mauerwerk aus Quadern m. unbehauener Ansichtsfläche.

Rüstringen, oldenburg. St., 49 000 E; Wilhelmshaven benachbart.

Rustschuk, nordbulg. St., 46 000 E; Donauhafen.

Rüstung (Panzer), Schutzbekleidung für Mann u. Pferd; Blütezeit 16. Jh., von da ab auch Harnisch genannt.

Das Prozent-Verhältnis der Rüstungsausgaben zum gesamten Staatshaushalt.

Rüstungen, die milit. Vorbereitungen d. Staaten für einen Krieg.

Rüstungsindustrie, Waffen- und Munitionsindustrie sowie Giftgas-u. Gasschutzgeräteherstellung.

Rute,

1) (Penis) Begattungsorgan; auch Schwanz bei Hund und Haarraubwild.
2) Früheres Längenmaß, ↑ Übers. Sp. 416.

Rutenbündel (fasces), Ruten mit Beil, dch. rote Riemen zusammengehalten, im alten Rom von den Liktoren getragen als Symbol der Gewalt üb. Tod od. Leben; heute Kampf- u. Hoheitszeichen des ↑ Faschismus.

RutengängerWünschelrute.

Ruth, Stammutter des Hauses David.

Ruthenen, Stamm der Kleinrussen beiderseits der Karpaten, etwa 4 Mill.

Ruthenium, stahlgraues ↑ Platinmetall (↑ Elemente), spez. Gew. 12,26, schmilzt bei etwa 1900°.

Rutherford, Sir Ernest, engl. Physiker, *1871; Radioaktivität.

Rutil, Mineral, Titansäure; zu Titanpräparaten.

Rütli, Waldwiese westl. v. Vierwaldstätter See, wo nach der Sage 1307 der Bund zw. Uri, Schwyz u. Unterwalden geschlossen wurde.

Ruwenzori, vergletschertes Gebirgsmassiv an der Grenze v. Belg.-Kongo und Brit.-Ostafrika, 5130 m.

Ruysbroek, Jan van, holl. Mystiker, 1294–1381.

Ruysdael = Ruisdael.

Ruyter, Michiel de, holl. Seeheld, 1607–76.

RVO., Reichsversicherungsordnung.

RW, Kennzeichen f. Kraftwagen der Reichswehr.

Rybnik, poln. St., Oberschlesien, 11 600 E.

Rydberg, Joh. Rob., schwed. Physiker, 1854–1927; Seriengesetze d. Linienspektren.

Rykow, Alexej, *1880, 1927–29 Vors. des sowjet-russ. Rates der Volkskommissare.


S

S, österr. Schilling; s, engl. Shilling.

s. a. = sine anno, ohne Jahr.

Saadi (Moßlich ed-dîn), größter didakt. Dichter Persiens, 1184–1291; „Gulistân“.

Saalach, Nbfl. der Salzach.

Saalburg, röm. Grenzkastell im Taunus, nordw. Bad Homburg, wiederhergestellt seit 1871.

Saale,

1) Nbfl. der Elbe, vom Fichtelgebirge, 427 km;
2) Nbfl. des Mains, 111 km.

Saalfeld, südthür. St., an der Saale, 18 000 E. Hier fiel 10. 10. 1803 Prinz Louis Ferdinand.

Saaltochter, in der Schweiz Kellnerin.

Saane, Nbfl. der Aare, 128 km.

Ausschnitt aus dem Tal der Saar.

Saar, Nbfl. der Mosel, von den Vogesen, 246 km. S.kanal (63 km) zum Rhein–Marne-Kanal.

Saar, Ferd. v., österr. Dichter, 1833–1906; „Novellen aus Österreich“.

Saarbrücken, Hptst. des Saargebiets, an der Saar, 127 500 E; Ind. (bes. Metallwaren). 1919 Sitz der Saarregierung.

Saarburg (seit 1918 frz.), St., Lothringen, an der Saar, 8000 E.

Saargebiet, Gebiet in W-Dtschl., südl. Teil der Rheinprov., an der frz. Grenze, unter Völkerbundskontrolle, 1910 qkm, 768 000 E. Flachwelliges Hügelland. Große Bodenschätze (1927: 13 596 000 t Kohle gewonnen); Schwerind. (1 771 000 t Roheisen, 1 895 000 t Rohstahl, 2 621 000 t Koks), chem. Ind. (32 097 t Benzol, 27 828 t Ammoniak).

1919 vom Dt. Reich abgetrennt (als Ersatz für die zerstörten nordfrz. Kohlengruben) mit der Bestimmung, 1935 die Staatszugehörigkeit dch. Volksabstimmung feststellen zu lassen. Falls die Volksabstimmung 1935 sich für Deutschland entscheidet, sind die Gruben vom Reich zurückzukaufen. 13/1. ja[WS 1]

Saargemünd, (seit 1918) frz. St., Lothringen, an der Saar, 14 000 E.

Saarlouis, St., Saargebiet, a. d. Saar, 17 000 E.

Saarweine, im Saartal, bes. bei Saarburg wachsende Weine (Wiltinger, Schwarzberger u. a.).
Saat, Ausstreuen v. Samen, mit der Hand od. der Maschine vorgenommen. S.gut, der zur Bestellung v. Landwirt zurückbehaltene Teil der Ernte. Breit-Säemaschinen streuen den Samen gleichmäßig aus, Drill- od. Reihen-Säemaschinen in Reihen, Dibbelmaschinen außerdem in Abständen häufchenweise. ↑ Taf. I Sp. 346.

Saateule, Eulenschmetterling, 31/2 cm breit, Raupe an Getreide-, Graswurzeln usw. ↑ Taf. Sp. 697.

SaavedraRivas, ↑ Cervantes.

Saaz, nordwestböhm. St., 16 000 E.

Saaz, Johann von, frühhumanistischer Dichter, schuf um 1400 die dt. Prosadichtung „Der Ackermann aus Böhmen“.

Sabatier, Paul, frz. Chemiker, *1354; Hydrierung organ. Verbindungen.

Sabbat, jüd. Ruhetag (Sonnabend).

Sabbatei Z’wi, jüd.-messian. Schwärmer, 1626–76.

Sabbioncello, dalmat.-südslaw. Halbinsel, 65 km lang.

Säbel, Hiebwaffe mit gekrümmter Klinge.

Sabiner, mittelital. Volk; der Raub der S.innen brachte Rom die fehlenden Frauen.

Sabinergebirge, mittelital. Gebirge, im Monte Pellechia 1368 m.

Sabotage, böswillige Beschädigung von Betriebseinrichtungen als Kampfmittel der Arbeiter gegen Unternehmer.

Saccharin = Sacharin.

Sachalin, Insel an der Ostküste des sowjetruss. Fernöstl. Gaus, 75 360 qkm; davon Nord-S., zur Sowjetunion gehörend (Gau Ferner Osten), 39 270 qkm, 12 000 E; Süd-S. (Karafuto), japan. Kolonie, 36 090 qkm, 204 000 E, Hptst. Tojohara. Im N Wald, im S Anbau v. Kartoffeln u. Hafer; Kohle- u. Erdölgewinnung.

Sacharin,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Handschriftliche Ergänzung: „13/1. ja“
Empfohlene Zitierweise:
Meyers Blitz-Lexikon. Die Schnellauskunft für jedermann in Wort und Bild., Leipzig 1932, Spalten 541–542. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LA2-Blitz-0321.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)