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599 Sonntagsruhe – Sowjetunion 600

Rückfahrkarten der Reichsbahn mit 331/3% Ermäßigung, gültig von Sonnabends 12 Uhr bis Montags 9 Uhr (Antritt der Rückreise!).

Sonntagsruhe (Feiertagsruhe), als Arbeitsruhe durch Art. 139 RV. gewährleistet. Volle S. besteht für die produktiven Gewerbe seit 1891, für die Handels- u. sonstigen Angestellten seit 1. 4. 1919: mindestens 24, bei 2 aufeinanderfolgenden Sonn- und Festtagen 36, zu Weihnachten, Ostern u. Pfingsten 48 st; Ausnahmen für die sog. Sonntagsgewerbe (Gast- u. Schankwirtschaften, Verkehrsanstalten, Lustbarkeiten, Theater usw.), ferner für dringende Arbeiten, bes. in Notfällen.

Sonntagsschulen, v. der Kirche für Jugendliche abgehaltene sonntägl. Unterhaltungs- u. Erbauungsstunden.

Sonor, klangvoll, volltönend.

Sonrhai, Sudanneger (6–8 Mill.) im S des westl. Sudans.

Sontag, Henriette, Sängerin, 1806–54.

Langblättriger Sonnentau.

Soor (Schwämmchen), weiße Schleimhautflecken in der Mundhöhle v. Säuglingen, hervorgerufen durch Pilze.

Sophisma, Scheinbeweis, Trugschluß.

Sophisten, Vertreter d. Sophistik; Klügler, Rechthaber, Wortverdreher.

SophistikDialektik.

Sophokles, grch. Tragiker, 496–406 v. Chr.; 123 Dramen; erhalten: „Elektra“, „Antigone“, „König Ödipus“, „Ödipus in Kolonos“, „Aias“, „Philoktet“, „Trachinierinnen“; Satyrspiel: „Die Spürhunde“.

Sophrosyne, „Besonnenheit“, Mäßigung; vornehmste sittl. Forderung des klass. Hellenentums.

Sopran, höchste menschl. Stimmlage (Knaben-, Frauen-, Kastratenstimme); ↑ Taf. Sp. 424.

Sorau, St., in der Niederlausitz, 18 300 E.

Sorben, Volk, = Wenden.

SorbischWendisch.

Sorbonne, seit 1254 theol. Schule in Paris, jetzt histor.-philolog. u. math.-naturw. Fakultät.

Sordino (Dämpfer) vermindert die Tonstärke bei Musikinstr. Klaviere haben Filzkeile oder Dämpferpedale; Streichinstr. auf den Steg gesteckte Kämmchen; Blechblasinstr. in d. Endtrichter eingeschobene Holzkegel.

Sorel, Georges, frz. sozial. Theoretiker, 1847–1922.

Sorge, Reinhard Johs., Dichter, 1892–1916 (gefallen); 1913 kath.

Soergel, Albert, Lit.-Hist., *1880.

SorghumHirse.

Agnes Sorma.

Sorma (eigtl. Zaremba), Agnes, Gräfin Minotto, Schauspielerin (Minna v. Barnhelm, Nora), 1865–1927.

Soroptimisten-Clubs, den Rotary-Clubs nachgebildete Vereinigungen berufstät. Frauen.

Sorrent, ital. St. u. Winterkurort, am Tyrrhen. Meer, 10 000 E.

Sorten (Valuten), in der Banksprache = Geld-S., d. h. ausländ. Münzen, Staatspapiergeld u. Banknoten.

Sortieren, nach Sorten sichten.

Sortiment, Sammlung v. Gegenständen gleicher Gattung aber verschied. Art; S.sbuchhandlung betreibt Bücherverkauf an d. Publikum.

SOS (Save Our Souls), internat. vereinbartes funkentelegraph. Signal f. Schiffe in Seenot (Seenotzeichen).

Sosnowiec, südpoln. St., 103 000 E; Kohlengruben.

Soter, Beiname d. beschütz. Götter; Erlöser; S.iologie, christl. Heilslehre.

Sotie („Narrenspiel“), frz. Theaterstück polit-satir. Inhalts, 15. u. 16. Jh.

Sottise, Albernheit, Grobheit.

Sou (Sol), frz. Kupfermünze, das 5-Centimes-Stück.

Soubise, Charles v. Rohan, Fürst v. S., Marschall v. Frankreich, 1715–87; unterlag Friedrich II. 1757 bei Roßbach.

Soubrette, Zofe; muntere Mädchenrolle (Hauptrolle in der Operette).

Souchon, Wilhelm, Admiral, *1864; durchbrach 1914 die Mittelmeerblockade, befehligte bis 1917 die dt.-türk. Flotte, 1918 Gouverneur v. Kiel.

Souffleur, „Einbläser“, Zuflüsterer auf der Bühne.

Soufflot, Jacques Germain, frz. Architekt, 1713–80; Panthéon in Paris.

Söul, Hptst. d. jap. Nebenlandes Korea, am Gelben Meer, 315 000 E.

Souper, Abendessen. Soupieren, zu Abend essen.

Sousa, John Philip, amer. Marsch- u. Operetten-Komponist, *1854.

Sousse (Susa), Hafenst. in Tunesien, am Mittelmeer, 21 000 E.

Soutane, schwarzes Gewand der kath. Geistlichen; bei Bischöfen u. päpstl. Hausprälaten violett, bei Kardinalen rot, beim Papst weiß.

Souterrain, Kellergeschoß.

South, Süden, Süd.

Southampton, südengl. St., 161 000 E; wichtigster Passagierhafen Englands im Überseeverkehr.

South Carolina, USA-Staat am Atlant. Ozean, 80 258 qkm 1 733 000 E; Hptst. Columbia. Starker Ackerbau (besonders Mais u. Baumwolle).

South Dakota, nördl. USA-Staat, 201 014 qkm 96 000 E; Hptst. Pierre. Im Gebiet d. oberen Prärie; einige Anhöhen (die Black Hills in SW). Hauptfluß Missouri.

Southend on Sea, engl. St., an der Themsemündung, 106 000 E.

Southey, Robert, engl. Dichter, 1774–1843.

South Shields, nordengl. St., am Tyne, 117 000 E; Steinkohlenbergbau.

Souvenir, Andenken.

Souverän, unumschränkt, unabhängig; Inhaber der höchsten Gewalt; S.ität, Unabhängigkeit, Oberhoheit.

Sová, Antonin, tschech. neuromant. Lyriker, 1864–1928.

Sovereign, brit. Goldmünze, = 1 £.

Sowjet („Rat“) ↑ Räteregierung, ↑ Sowjetunion.

Sowjet-Mittelasien, Landschaft zwischen Kaspischem Meer und Pamir-Tienschan.

Sowjetrußland, d. Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR), d. russ. Kernland der Sowjetunion in Europa.

Sowjetstern, fünfzackig, Symbol des internat. Kommunismus.

Sowjetunion (Union d. Sozialist. Sowjetrepubliken, russ. Abk. SSSR, dt. UdSSR), Sowjetrepublik in O-Europa u. N-Asien, 21 352 000 qkm, umfaßt die Rätestaaten Rußland, Ukraine, Weißrußland, Transkaukasien, Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan; 146 985 000 E. Hptst. Moskau.

Landschaftl. sehr einförmig: Waldaihöhe (366 m) u. Uralgebirge (1685 m) keine Verkehrsschranken. Im N Tundra, nach S anschließend Nadelwald, dann Mischwald, schließlich Schwarzerdegebiet u. Steppe.

N- u. Mittelrußland Roggen (50% der Welternte) u. Hafer (1/6 der Welternte); in Ukraine, Nordkaukasien, an Mittel- u. Unterwolga, in Sibirien Weizen (1/5 der Welternte), im nördlichsten Rußland, in Ukraine u. Kaukasus Gerste (1/6 der Welternte); in Ukraine, Kaukasus u. Krim Mais, in Weiß- u. Mittelrußland Kartoffeln (1/4 der Welternte); Zuckerrüben in Ukraine u. Zentralem Schwarzerdegebiet (1/6 der Welternte), Flachs in N-, W-, Mittel- u. Weißrußland (2/3 der Welternte). Viehzucht: Pferde, Schafe (1/6 des Weltbestands) allgemein verbreitet. Forstwirtschaft trotz der großen Waldausdehnung (1/6 des Weltbestands) wenig entwickelt. Bergbau: Steinkohle bes. im Donezbecken, außerdem Ural, Ostsibirien, Moskauer Gebiet; Erdöl bes. im Kaukasus; Platin (1/2 der Weltproduktion), Kupfer, Gold im Uralgebiet. Industrie: Metallind. u. Maschinen in Ukraine, Leningrad, Zentralrußland, Ural; Textilind. in Zentralrußland u. Leningrad.

Verfassung. Der aus über 1500 Vertretern bestehende Bundesrätekongreß tagt alljährlich eine Woche u. ist oberster Träger der Staatsgewalt. Das Zentral-Exekutiv-Komitee (ZIK) besteht aus dem Bundesrat (450 Mitgl., v. Bundesrätekongreß aus seiner Mitte gewählt) u. dem Nationalitätenrat (136 Regierungsvertreter der Gliedstaaten, v. Bundesrätekongreß bestätigt).

Geschichte: Waräger, die Brüder Rurik, Sineus u. Truvor, gründ. 862 das Reich in Nowgorod. Unter Wladimir I. dem Heiligen (980–1015) Christianisierung. 1223 unterwarfen die Tataren Rußland u. gründ. d. Reich der Goldenen Horde.

Iwan III. (1462–1505) machte sich zum Zaren v. ganz Rußland. Iwan IV. der Schreckliche (1533–84) rief Ausländer ins Land. Peter I. d. Gr. (1689–1725) vernichtete 1698 die Strelitzen, gewann im Nord. Kriege Livland, Estland u. Ingermanland. Elisabeth (1741–62), Peters I. Tochter, führte den 7jähr Krieg. Katharina II. (1762–96) erwarb Polen u. Süd-Rußland u. reformierte Gericht u. Selbstverwaltung. Alexander I. (1801–25) führte 1805–15 mit Napoleon I. Kriege, im Befreiungskriege auf Seiten Preußens, gründete die Heilige Allianz. Nikolaus I. (1825–55) erwarb im Türk. Krieg (1828–1829) die Donaumündung, unterdrückte 1831 die poln. Revolution, begann den Krimkrieg. Alexander II. (1855–81; ermordet) hob 1862 die Leibeigenschaft auf, drang nach Asien vor; Panslawismus u. Nihilismus nahmen zu; A. ließ sich zum Türkenkrieg (1877–78) drängen. Berliner Kongreß gab Bessarabien u. Batum an Rußland. Alexander III. (1881–1894) leitete 1891 die Annäherung an Frankreich ein. Nikolaus II. (1894-1917, ermordet 1918) veranlaßte 1898 die Haager Friedenskonferenz; 1904 Revolution; 1905 Volksvertretung (Duma), Preß- u. Religionsfreiheit. Min.-Präs. Stolypin setzte zur Durchführung seiner Agrarreform 1910 die Semstwos ein. Die Konkurrenz mit Österreich auf dem Balkan machte Rußland zur treibenden Macht im Balkankrieg 1912 u. im serb. Konflikt 1914 u. führte zum Weltkrieg. Die Schlachten 1914 u. 1915 brachen die Macht Rußlands, 1917 Revolution, 16. 3. Abdankung des Zaren. Regierung unter Fürst Lwow u. Kerenski.

Staatsstreich der Maximalisten (Bolschewisten) unter Trotzkij u. Lenin am 7. Nov., Friedensverhandlungen zu Brest-Litowsk (abgeschlossen 3. 3. 1918). Während der Revolution fielen Ukraine, Finnland, Sibirien, Polen usw. ab. Die Febr. 1918 v. Rätekongreß angenommene Verf. legte die Staatsgewalt in die Hand des Proletariats, vertreten durch die Sowjets, für die die „Volkskommissare“ die Exekutive ausüben. Eingriffe der Entente (1919) u. Polens (1920) schlugen fehl, ebenso die Gegenrevolutionen der Generäle Denikin, Bermondt-Awalow, Koltschak, Judenitsch, Wrangel. Ende Dez. 1920 waren alle Feinde der Bolschewisten aus dem Felde geschlagen. Vertrag zu Rapallo 1922 stellte die diplomat. Beziehungen zum Dt. Reich wieder her. Ende 1922 wurde die Union der Sozialist. Sowjetrepubliken (UdSSR) als Staatenbund organisiert. An Stelle Lenins († 1924) traten Rykow u. Kamenew (1931 Molotow), während Trotzkij verdrängt u. später verbannt

Empfohlene Zitierweise:
Meyers Blitz-Lexikon. Die Schnellauskunft für jedermann in Wort und Bild., Leipzig 1932, Spalten 599–600. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LA2-Blitz-0354.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)