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produktive Kräfte noch nicht erschlossen, geschweige denn entfaltet sind, und das deshalb auch im Frieden einen bedeutenden Teil seines gesamten Bedarfes an gewerblichen Erzeugnissen aus dem Ausland beziehen muß. Im Frieden bezahlt Rußland die gewerblichen Importe mit den Bodenerzeugnissen seines gewaltig gedehnten Landes; nun im Kriege, da die beiden Ausfalltore des russischen Agrarexportes, die Ostsee und das Schwarze Meer, geschlossen und die Schienenstränge nach dem Westen abgebrochen sind, kann Russland die schwer transportablen Massenerzeugnisse seines Bodens nicht außerhalb der Grenzen absetzen, das ihm verbündete oder befreundete Ausland kann für Lieferungen an Rußland Zahlung nur in russischen Staatsschuldverschreibungen erhalten. Und wissen wir einmal, daß die Gestaltung der Kriegsfinanzen abhängig ist vom Maße der Solidarität zwischen Volk und Staat, die die Bereitwilligkeit zeitigt, die Wirtschaft des Volkes für die Zukunft zu belasten um der Erfüllung der staatlichen Gegenwartsaufgaben willen, so ist es uns wieder nur eine Bestätigung unserer Erkenntnis, wenn von allen kriegführenden Mächten allein Rußland an den Spieltrieb der Masse statt an ihre Opferwilligkeit appellieren und zum problematsichen Mittel staatlicher Lotterieanleihen hat greifen müssen.

Oesterreich-Ungarn hat in drei Jahrhunderten strenger merkantilistischer Zucht seine reichen natürlichen Produktivkräfte zu vielseitiger Entfaltung gebracht. Die Stärke seiner Wirtschaft liegt

Empfohlene Zitierweise:
Julius Landmann: Die Kriegsfinanzen der Großmächte. Buchdruckerei zum Basler Berichtshaus, Basel 1915, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LandmannKriegsfinanzen.pdf/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)