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hätten, in Brüssel unter diesen beiden Namen, welche sie kannte, und die nicht die meinigen seien, aufzutreten. Ich setzte nun hinzu, daß jetzt die Ereignisse mich zwängen, die Niederlande zu verlassen, ohne eine Verbindung schließen zu können, die mein Glück gemacht hätte; aber daß ich ewig das Gedächtnis an die Bezeugungen der Güte, die sie für mich gehabt habe, bewahren würde.

Ich sprach lange und, da die Erregung über mich kam, so sprach ich mit einer Wärme und einer Leichtigkeit, an die ich seitdem nicht habe denken können, ohne zu staunen. Es schien mir, daß ich nur fürchtete, die Antwort der Baronin zu hören. Sie hörte mich an, unbeweglich mit bleichen Wangen, mit starrem Auge, wie eine Nachtwandlerin, ohne mich zu unterbrechen. Dann sah sie mich an mit einem Blick des Entsetzens; sie erhob sich brüsk, lief in ihr Zimmer und schloß sich ein. Ich habe sie nicht wiedergesehen … Sie mußte natürlich über diesen Rattenkönig von Betrügereien sehr unglücklich sein, aber ebenso hatte vermutlich das freiwillige Geständnis, das ich ihr eben abgelegt hatte, ihre Unruhe etwas beschwichtigt. Und die Beruhigung gewann offenbar auch bei ihr die Oberhand, denn am anderen Tage, als ich aufstand, übergab mir mein Wirt eine Kassette mit fünfzehntausend Franken in Gold, die ihm die Baronin vor ihrer Abreise um ein Uhr morgens für mich übergeben hatte. Auch das letztere vernahm ich mit angenehmen Gefühlen; denn ihre Gegenwart drückte auf mich. Nun hielt mich ja nichts mehr in Breda zurück. Ich packte meine Koffer, und einige Stunden später war ich auf dem Wege nach Amsterdam.

Mein Aufenthalt in Amsterdam war von sehr kurzer Dauer. Ich brannte darauf, endlich Paris wiederzusehen. Ich erhob den Betrag der zwei Wechsel, die einen Teil des Geldes der Baronin ausmachten, und am 2. März 1796 hielt ich meinen Einzug in diese Stadt, wo mein Name eines Tages soviel Lärm machen sollte. Zuerst wechselte ich meine Dukaten in französisches Geld und verkaufte eine Menge von kleinen Edelsteinen und

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_067.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)