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da sie die Natur der Krankheit kennen, so neutralisieren sie sie leicht, und der Bauer weiß nicht, wie er dann seine Dankbarkeit bezeugen soll. Aber das ist noch nicht alles. Bevor sie den Hof verlassen, fragen sie den Pächter, ob er nicht Krontaler von dem und dem Jahr und dem und dem Gepräge habe; und dabei versprechen sie, solche Taler mit einem Aufgeld einzuwechseln. Der Bauer ist gleich sehr dafür eingenommen, wie alle Leute, die nur selten und schwer Gelegenheit haben, bares Geld zu verdienen, und so beeilt er sich, seine Taler vor ihnen aufzuzählen. Was geschieht? Sie finden immer ein Mittel, einen Teil des Geldes zu mausen. Und was das Unglaublichste ist, man hat sie schon mehrmals den gleichen Trick im selben Hause ungestraft wiederholen sehen. Nun das Bösartigste bei der Sache: sie benutzen die Umstände und ihre Ortskenntnis, um den Brandräubern anzugeben, wo sie abgelegene Höfe mit Geld antreffen, und mit welchen Mitteln es ihnen gelingt, hineinzukommen. Und diese Brandräuber halten die Füße ihrer Opfer so lange ans Feuer, bis sie den Versteck des Geldes erfahren. Ich brauche Ihnen wohl nicht erst zu sagen, daß die Zigeuner dann ihren Anteil am Schmaus bekommen.“

Malgaret gab mir noch viele Aufklärungen über die Zigeuner, und ich fühlte mich entschlossen, sogleich eine so gefährliche Gesellschaft zu verlassen.

Während Malgaret mir das erzählte, blickte er von Zeit zu Zeit durch das Fenster, an dem wir saßen. Plötzlich rief er aus: „Ach, Donnerwetter! Da ist ja mein Mann aus dem Rasphuys von Gent!“ Ich sehe hin und erkenne Christian, der mit einer sehr geschäftigen Miene schnell vorbeiging. Ich konnte einen Ruf des Erstaunens nicht zurückhalten. Nun hatte es Malgaret, der meine Verwirrung über seine Entdeckung benutzte, leicht, mich dazu zu bringen, ihm meine Beziehungen zu den Zigeunern zu erzählen. Da er mich fest entschlossen sah, die Zigeuner künftighin zu meiden, so schlug er mir vor, ihn nach Courtrai zu begleiten, er habe dort einige ganz nette Spielchen zu erledigen,

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_081.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)