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hatte, so geschah das ja weniger aus Furcht, als um zu vermeiden, sie durch meine Gegenwart zu reizen. Woher kamen übrigens diese wiederholten Verhöre, diese geheimnisvollen Reden des Gefängniswärters, diese Einbehaltung meiner Kleider zu den Akten? … Ich verlor mich in einem Labyrinth von Vermutungen. Unterdessen lag ich in strengster Einzelhaft und blieb da fünfundzwanzig tödliche Tage.

Da endlich unterwarf man mich einem Verhör, daß mich auf die Spur brachte:

„Wie heißen Sie?“

„Eugène-François Vidocq.“

„Beruf?“

„Soldat.“

„Kennen Sie die Prostituierte Francine Longuet?“

„Ja, es ist meine Geliebte.“

„Wissen Sie, wo sie in diesem Augenblick ist?“

„Sie wird wohl bei einer Freundin sein, seit sie ihre Möbel verkauft hat.“

„Wie heißt diese Freundin?“

„Madame Bourgeois.“

„Wo wohnt sie?“

„Rue Saint-André, im Bäckerhause.“

„Wie lange hatten Sie die Longuet schon verlassen, als Sie verhaftet wurden?“

„Seit fünf Tagen.“

„Warum haben Sie sie verlassen?“

„Um ihrem Zorn aus dem Wege zu gehen; sie wußte, daß ich die Nacht bei einer anderen Frau verbracht hatte, und in einem Anfall von Eifersucht drohte sie mir, mich verhaften zu lassen.“

„Mit welcher Frau haben Sie diese Nacht verbracht?“

„Mit einer ehemaligen Geliebten.“

„Wie heißt sie?“

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_092.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)