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Jahrhunderts glauben, denn meistens bilden sie sich ein, es gehöre nur guter Appetit dazu.

Man hatte mir oft von dem abenteuerlichen und gewinnbringenden Leben der Schmuggler an der Küste erzählt. Die Gefangenen hatten mir dieses Leben mit Begeisterung gerühmt, denn oft widmen sich ihm Menschen, die ihrem Vermögen und ihrer Position nach ein so gefährliches Treiben nicht nötig hätten, nur aus Leidenschaft. Ich selbst muß nun gestehen, daß ich keineswegs durch die Aussicht verführt wurde, ganze Nächte am Abhang steiler Felsen zuzubringen, mitten zwischen Klippen, preisgegeben allen Windstößen, und noch dazu den Flintenschüssen der Zollwächter.

So begab ich mich also mit einem wahrhaften Widerwillen nach dem Hause eines gewissen Peters, den man mir als Schmuggler bezeichnet hatte, der mir Beschäftigung geben könne. Ich fand den Chef in einer Art von Keller, den man fast für ein Schiffszwischendeck hätte halten können, so voll steckte er von Tauen, Segeln, Rudern, Hängematten und Tonnen. Peters stand mitten in einer dicken, rauchgeschwängerten Atmosphäre, und sah mich mit einem Mißtrauen an, das mir wenig Gutes zu versprechen schien. Meine Ahnungen verwirklichten sich auch bald, denn kaum hatte ich ihm meine Dienste angeboten, als er mit fürchterlichen Ohrfeigen auf mich losfuhr. Ich hätte mich ja gewiß leicht wehren können, aber ich war so verblüfft, daß ich gar nicht auf die Idee kam, mich zu verteidigen. Überdies sah ich im Hofe ein halbes Dutzend Matrosen herumwimmeln, und einen riesigen Neufundländer. Auf die Straße geworfen, suchte ich mir diese sonderbare Begegnung zu erklären, da fiel mir ein, daß Peters mich für einen Spion gehalten, und dementsprechend behandelt haben könne.

Dieser Gedanke bestimmte mich zum dem Mann zurück, dem ich solches Vertrauen eingeflößt hatte, daß er mir diese Geldquelle entdeckte. Zuerst lachte er sehr über mein Mißgeschick, aber dann sagte er mir ein Paßwort, das mir ungehindert Zutritt zu

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_099.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)