Seite:Landstreicherleben 101.jpg

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oder eine Donnerbüchse, zwei Pistolen und einen Dolch oder ein Enterbeil. Wir schütteten ein paar Gläser Schnaps herunter, füllten die Feldflaschen, und zogen ab. Bis dahin waren wir nur zwanzig Personen gewesen, aber von einem Ort zum andern stießen noch immer einzelne Leute zu uns, die uns erwartet hatten. Als wir am Ufer des Meeres ankamen, waren wir siebenundvierzig Mann stark, ungerechnet zweier Weiber und einiger Bauern vom nächsten Dorf, die mit Lastpferden gekommen waren, welche man in der Höhlung eines Felsens versteckte.

Es war dichte Nacht: Der Wind drehte jeden Augenblick, und das Meer brach mit solcher Gewalt heran, daß ich nicht begriff, wie ein Schiff sich nähern konnte, ohne auf den Strand geworfen zu werden. In diesem Glauben bestärkte mich noch, daß ich beim Schein der Sterne ein kleines Fahrzeug mit vollen Segeln dahinjagen sah, als wenn es sich fürchtete, zu landen. Man erklärte mir aber, dieses Manöver habe nur den Zweck, sich zu versichern, daß alle Anordnungen zur Landung getroffen seien und keine Gefahr herrsche. Und wirklich steckte „das Eichhorn“ – als Peters einen Reflektor angezündet und sofort wieder ausgelöscht hatte – auf seinem Mastkorb eine Schiffslaterne auf; aber gleich den Leuchtkäfern in der Sommernacht zeigte sie sich nur gerade und verschwand sofort wieder. Darauf sahen wir, wie das Schiff gegen den Wind näherkam, und etwa in Büchsenschußweite von uns hielt. Unser Haufe teilte sich nun in drei Pelotons, von denen zwei fünfhundert Schritt vorrückten, um die Zollwächter abzuhalten, falls es denen einfallen sollte, zu erscheinen. Die Mannschaft dieser Pelotons legte sich auf den Boden, jeder hatte um den linken Arm eine Schnur gebunden, die von einem zum anderen ging. Wenn man sich zu warnen hatte, so geschah das durch einen leichten Zug, und da jeder den Befehl hatte, auf dieses Zeichen einen Flintenschuß abzufeuern, so erhob sich dann auf der ganzen Linie ein Gewehrfeuer, das die Zollwächter

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_101.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)