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Achtes Kapitel


Der Sträflingstransport


Es war am 20. November 1797; den ganzen Morgen über bemerkte man im Gefängnis eine ungewöhnliche Bewegung. Die Gefangenen befanden sich noch in den Zellen, aber die Türen gingen jeden Augenblick mit viel Geräusch auf und zu; die Aufseher kamen und gingen mit geschäftiger Miene; im Haupthof wurden Ketten abgeladen, deren Gerassel bis zu uns drang. Gegen elf Uhr kamen ins Fort-Mahon – wo ich mich mit den Kameraden, die die Flucht versucht hatten, wieder seit vierzehn Tagen befand – zwei blau uniformierte Männer: der Hauptmann von der Kette und sein Leutnant. Der Hauptmann begann nun die Besichtigung; während deren scherzte er in liebenswürdiger Weise mit seiner „Ware“, – so nannte er die Arrestanten.

Als der entscheidende Moment heranrückte, stiegen wir in den sogenannten Kettenhof hinunter. Hier wurden wir vom Arzt untersucht, ob man auch annähernd imstande sei, die Strapazen der Reise auszuhalten. Wir wurden alle für „gut“ erklärt, obwohl sich einige von uns in ganz jämmerlichem Zustande befanden. Nun legt jeder Arrestant die Hausuniform ab und zieht wieder seine eigene Kleidung an; wer keine hat, erhält eine Drillichhose und einen Kittel, eine recht ungenügende Kleidung, um gegen Kälte und Feuchtigkeit zu schützen. Hüte und Kleider der Sträflinge, die noch einigermaßen instand sind, werden auf besondere Art beschädigt, um eine Flucht zu

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_127.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)